Eineinhalb, zwei Sätze seien okay gewesen. Ansonsten habe er viel zu viele Fehler gemacht, sagte Federer, als die Niederlage gegen die Weltnummer 75 nach 1:51 Stunden Tatsache war und sich die zuvor gekeimten leisen Hoffnungen der Fans und Organisatoren auf ein Generationenduell mit Dominic Stricker im Viertelfinal bereits wieder zerschlagen hatten.
Resultatmässig ist Federer die Rückkehr auf Sand nach fast zwei Jahren missglückt. Die Partie gegen den konstanten Sandplatz-Spieler Andujar sei ein idealer Test gewesen, den er aber nicht bestanden habe, befand Federer, der sich vor seinem Auftritt den ersten Satz des erfolgreichen ATP-Debüts von Stricker im Stadion angeschaut hatte. «Mit Fehlern und falschen Entscheiden habe ich mich auch selber geschlagen. Mein Spiel war ein Auf und Ab.»
Tatsächlich schwankte das Spiel des 39-jährigen Baselbieters mehr, als man es von ihm gewohnt war. Den ersten Satz benötigte er als Anlaufzeit. Danach erreichte er zwischenzeitlich wieder ein beachtlich hohes Niveau und liess er seine Klasse in einigen Momenten aufblitzen, aber eben nur in einigen Momenten. Jeweils früh in den Sätzen 2 und 3 nahm er Andujar den Service ab - dann entglitt ihm die Partie beim Stand von 4:3 im Entscheidungssatz wieder. Zuerst liess er den Spanier wieder ausgleichen, ein Servicegame später wehrte er zwei Matchbälle ab, wurde dann aber erneut gebreakt.
«Seltsam, aber nicht überraschend» seien die Schwankungen gewesen, meinte Federer. Einige Male schien es, als würde er mit dem Vorsprung im Rücken experimentieren. Selbst sprach er von «Unsicherheit in seinen Spielzügen», «fehlendem Rhythmus» und «Schwächen in Grundlinienspiel». «Ich war ein bisschen limitiert und spürte nicht, wie ich in welcher Situation die Punkte machen kann.»
Enttäuscht war Federer primär für das Turnier, das im weiteren Verlauf ohne das Aushängeschild auskommen muss. Für ihn selbst ist es eine verschmerzbare Niederlage, liegt seine Priorität doch nicht auf den Sandplatz-Turnieren. Noch einmal verwies er auf den Plan: «Meine Saison startet erst auf Rasen. Roland Garros ist nicht das Ziel und kann nicht das Ziel sein auf dem Level, auf dem ich im Moment bin. Das Ziel ist der Rasen.»
Zuversichtlich stimmt ihn auf dem schmalen Grat mit dem mehrfach operierten Knie und dem bisweilen zwickenden Rücken, dass er sich auf dem Platz wesentlich fitter fühlte als noch im März beim Comeback in Doha nach der langen Verletzungspause: «Ich hatte mehr Schnauf und Energie.» In knapp drei Monaten wird der 20-fache Grand-Slam-Sieger 40 Jahre alt. Auf dem Rasen von Wimbledon traut er sich noch einmal Grosses zu. «Ich weiss, wo mein Limit ist», so Federer.