Die Pfingsten bleiben einigen Katzenhalterinnen und -haltern als Horror in Erinnerung. An diesem Wochenende Ende Mai verloren sie ihren Stubentiger oder sie bangten beim Tierarzt um sein Leben.
«Noch nie bekamen wir auf einen Schlag so viele Meldungen über Katzen, die von Mähmaschinen erfasst wurden», sagt Esther Geisser, Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection zur Today-Redaktion. Alleine im Zürcher Oberland verzeichnete Netap fünf solche Opfer. Weitere wurden aus dem Mittelland und aus der Region Zug gemeldet.
Ducken führe zu schlimmen Unfällen
Grund für die plötzliche Häufung sind die Wetterbedingungen. «Da es an Pfingsten endlich trocken war, mähten viele Bauern dann ihre Wiesen», sagt Geisser. Bei den Fällen über Pfingsten handle es sich um eine Häufung, aber keinesfalls um eine Ausnahme. «Seit Jahren sterben schweizweit Katzen oder verletzten sich im Frühling und Sommer schwer, weil sie unter Mähmaschinen geraten sind.»
Verantwortlich dafür sind nicht etwa rücksichtslose Landwirte. Im hohen Gras hätten diese keine Chance, Katzen frühzeitig zu sehen, sagt Geisser. Während einige Katzen bei Lärm flüchteten, reagierten viele, indem sie sich duckten. «Man kann bei Katzen nie sicher sein, wie sie reagieren.» Das Ducken führe schliesslich zu schlimmen Unfällen oder gar zum Tod.
Heuernte als Gefahr
Damit der Ausflug im Feld für Katzen nicht zur Todesfalle wird, startet Netap eine Kampagne. Demnächst hängt die Organisation an zentralen Orten und in Tierarztpraxen Flyer auf mit der Warnung: «Heuernte: Lebensgefahr für Katzen!». Der Flyer rät Katzenhaltern, Kontakt mit dem Landwirt aufzunehmen. So sollten Besitzerinnen und Besitzer darum bitten, sie jeweils einen Tag vor dem Mähen zum Beispiel per SMS zu benachrichtigen. Demnach können die Halter ihrem Büsi während der Mäh-Zeit Hausarrest verordnen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
«Viele Katzenbesitzerinnen und -besitzer sind sich nicht bewusst, dass neben dem Strassenverkehr auch Mähmaschinen eine grosse Gefahr sind», begründet Esther Geisser den Schritt zur Kampagne. Auch gingen fälschlicherweise viele Halterinnen und Halter davon aus, dass ihre Katze «ja dann schon wegrennt», wenn sie einen Mähdrescher oder eine Mähmaschine höre.
«Heu würde unbrauchbar»
Bedenken, die Bauern mit der Bitte um Mäh-SMS zu nerven, sind laut der Netap-Präsidentin unbegründet. «Die Bäuerinnen und Bauern sind sehr kooperativ und ebenso froh, wenn sie eine tote Katze verhindern können.» Sie hätten nichts davon, wenn ihr Heu wegen eines toten Tieres unbrauchbar wäre. «Auch Bauern geht so ein Unfall nahe.»
Bei Jürg Iseli, Präsident des Berner Bauernverbands, findet die Kampagne Anklang. «Ich kann mir gut vorstellen, Katzenbesitzern auf Bitte ein SMS zu schicken, bevor ich zum Mähen ausrücke», sagt er. In seiner Karriere habe er in den letzten 20 Jahren vier solche Unfälle gehabt. Zwei fremde Katzen habe er erfasst. «Sie waren leider sofort tot.»
Eigene Katzen nicht unversehrt
Auch die beiden eigenen Katzen Iselis blieben nicht unverschont. «Bauernhofkatzen sind halt immer irgendwo auf dem Hof unterwegs, sodass man beim Mähen nicht an Hausarrest denkt», sagt er. Der einen Katze habe es das hintere Pfötchen und der anderen das vordere Pfötchen abgetrennt. «Trotz des Handicaps konnten sie damit gut weiterleben.»
Esther Geisser hat die Erfahrung gemacht, dass viele unter den Mähdrescher oder die Mähmaschine geratene Katzen vorschnell eingeschläfert wurden. «Eine Katze kann auch mit nur drei, manche Katzen können sogar mit nur zwei Beinen, ein gutes Leben führen.» Ein lebendes Beispiel dafür ist ihre Katze Coco, die sie von der Strasse rettete. «Obwohl ein Hinter- und ein Vorderbein fehlt, klettert sie auf Bäume und liebt das Leben.»
Korrigendum:
In einer vorherigen Version war in Bezug auf die Heu-Ernte von Mähdreschern die Rede. Dies ist nicht korrekt. Für die Heu-Ernte werden Mähmaschinen genutzt. Mähdrescher kommen bei der Getreideernte zum Einsatz. Auch in Kornfeldern können sich Tiere verstecken und ums Leben kommen.