«Nespresso, what else?», raunte George Clooney – und um die Kaffeewelt war es geschehen. Als der Hollywood-Star 2006 erstmals für die Nespresso-Kapseln zu werben begann, eroberten diese die Herzen der Kaffeefans in Windeseile. Bald sprangen andere Marken mit ihren eigenen Mini-Portionen auf den Trend auf. Inzwischen sind die Kapseln aber kalter Kaffee.
Zum Beispiel ein Paar aus Zürich ist kürzlich von der Nespresso-Maschine auf eine Siebträgermaschine umgestiegen. Dieses Modell halten die beiden Mitdreissiger für ökologischer als Kapseln. Zudem seien Kapseln sehr teuer. Auch schätzen die beiden, im Homeoffice einen Kaffee geniessen zu können, der so gut sei wie jener in einer Kaffeebar.
Schwächste Zunahme
Händler bestätigen auf Anfrage den Trend. Der Verkauf von Siebträgermaschinen hat beim Onlinehändler Digitec Galaxus zwischen Januar und August 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent zugenommen, bei den Filterkaffeemaschinen um 20 Prozent und bei den Kaffeevollautomaten um 12 Prozent. Mit zehn Prozent fällt die Zunahme bei den Kapselmaschinen am schwächsten aus.
Dass herkömmliche Maschinen der Kapselmaschine Konkurrenz machen, spürt auch der Onlineshop Brack.ch. «Die Nachfrage nach Portionskaffeemaschinen hat 2023 bisher gegenüber der Vergleichsperiode 2022 leicht abgenommen und liegt wieder ungefähr auf dem Niveau der Vergleichsperiode 2021», sagt Daniel Rei, Mediensprecher des Onlineshops Brack.ch. Beim Rückgang handle es sich um 15 Prozent.
Bei der Nachfrage nach Kaffeevollautomaten verzeichnet Brack.ch ein Plus von 12 Prozent und bei Siebträgermaschinen eines von 27 Prozent. Trotzdem können diese Modelle den Kapseln das Wasser noch nicht reichen. Daniel Rei: «2023 kaufen unsere Kundinnen und Kunden bisher absolut gesehen etwa doppelt so viele Portionskaffeemaschinen als Kaffeevollautomaten und Siebträgermaschinen zusammen.»
Neuer Lifestyle
Daniel Rei vermutet, dass Siebträgermaschinen oder Vollautomaten beliebter geworden sind, weil Kundinnen und Kunden in die Anschaffung investieren, um danach weniger Betriebskosten zu haben.
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«Auch geht es darum, weniger Abfall zu produzieren, als dies mit Kapseln der Fall wäre», sagt Rei. Andererseits könnte es auch damit zu tun haben, dass in den letzten Jahren die authentische, genussvolle Zubereitung von Speis und Trank selbst zu einer Art Lifestyle geworden sei. «Das lässt sich mit Kapselmaschinen weniger gut zelebrieren als mit Siebträgern und Kaffeevollautomaten.
Alex Hämmerli, Mediensprecher von Digitec Galaxus, sieht einen Grund im vermehrten Arbeiten im Homeoffice. «Dort haben wir Lust auf ein besseres Kaffeeerlebnis, als es die Kapselmaschine bietet», sagt er. Auch stellt er fest, dass Filterkaffee im Trend ist. «In den Grossstädten gibt es wieder mehr davon in den Cafés.»
Bohnenkaffee holt auf
In Supermärkten greifen die Kundinnen und Kunden teilweise vermehrt zu Kaffeebohnen. «Wir stellen momentan eine Tendenz zu einer leicht geringeren Nachfrage nach Kaffeekapseln fest», sagt Migros-Mediensprecher Patrick Stöpper. Dies lasse sich unter anderem mit der Einführung des kapsellosen Coffee-B-Systems, aber auch mit einer leichten Verschiebung hin zu Bohnenkaffee erklären. Coop hingegen verzeichnet bei den Kapseln hingegen eine stabile Nachfrage.