Schweiz

Das sagt die Konkurrenz zum Ende des Burgdorfer Traditionsbetriebs «Chrigubeck»

Ofen aus

«Lief mir kalt den Rücken runter»: Das sagt die Konkurrenz zum Ende des Chrigubeck

31.08.2023, 08:37 Uhr
· Online seit 31.08.2023, 06:55 Uhr
Leere Brotkörbe, keine frischen Gipfeli mehr – am Montag musste der Burgdorfer Traditionsbetrieb Chrigubeck seine Türen für immer schliessen, die Firma ist konkurs. Was sagen Bäcker aus dem Mittelland dazu? Wir haben nachgefragt.
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Der Geruch von warmem, frisch gebackenem Brot und Gebäck mit einer Note aus süsser Vanille und Zimt – er strömt einem beim Betreten einer Bäckerei unverkennbar entgegen. Doch nicht mehr in Burgdorf: Der Traditionsbetrieb Chrigubeck musste wegen zu stark gestiegener Kosten und Fachkräftemangel Konkurs anmelden. Insgesamt fünf Verkaufsstellen und zwei Produktionsstandorte sind seit Montag geschlossen, 90 Personen verlieren ihren Job. Wie ordnen Bäcker aus der Region dieses bittere Ende ein?

Bei der Recherche zeigt sich, dass sich das Ende vom Chrigubeck in der Branche bereits zuvor abgezeichnet hatte. Trotzdem zeigen sich die Bäckerei-Betreibenden von der Nachricht betroffen. «Es hat mich sehr schockiert. Chrigu ist ein guter Bäcker mit top Produkten», so Daniel Nyfeler, Geschäftsführer der Dorfbeck Nyfeler AG in Aarwangen.

«Suchen und hoffen» – Rekrutierung gestaltet sich schwierig

Der steigende Fachkräftemangel ist in der ganzen Branche ein Thema – und das schon seit geraumer Zeit. Vor allem Produktionsmitarbeitende würden fehlen. «Es wird schwieriger und teurer, Personal zu rekrutieren», erklärt Tim Morgenthaler, Geschäftsleitungsmitglied der Bäckerei Flury AG in Koppigen.

Nyfeler schliesst sich an: «Hilfskräfte findet man schon noch, aber bei den Fachkräften gibt es einen sehr grossen Mangel». Auch beim Dorfbeck Nyfeler werden deshalb in der Bäckerstube Sonderschichten geschoben und Überstunden angehäuft. Sonst könnte der Betrieb nicht im gewohnten Mass aufrechterhalten werden.

Das Verzwickte an der ganzen Geschichte: Besserung ist nicht in Sicht. «Was langfristig die Lösung sein wird, weiss ich nicht», gibt Nyfeler zu. Zumal die Hauptsaison beim Dorfbeck Nyfeler erst noch bevorsteht. «Das wird happig», so Nyfeler.

«Suchen, suchen, hoffen, hoffen – etwas anderes gibt es nicht», erklärt er. Nyfeler hatte schon Kontakt mit Christian «Chrigu» Friedli und ihm mitgeteilt, dass er bereit wäre, Personal zu übernehmen. Schliesslich müssten aber die betroffenen Personen auf einen zukommen. Das Ziel sei, die Fachkräfte in der Branche zu halten.

Quelle: TeleBärn

Auch die steigenden Kosten, zum Beispiel für Strom und Gas, sind eine Tatsache. Einige trifft es hart, andere weniger. «Wir haben das Glück, dass wir in den Gemeinden, in denen wir ansässig sind, nicht ganz so starke Schwankungen bei den Energiekosten haben wie zum Beispiel jetzt in Lyssach», so Morgenthaler von der Bäckerei Flury.

Vorsorgen und Preise erhöhen

Seine Firma habe in der Vergangenheit und werde auch in Zukunft in Lösungen investieren, um diese Probleme überstehen zu können. Beispielsweise hätten sie eine Solaranlage auf dem Dach installiert, die rund ein Drittel des Strombedarfes decke. «Wir können diese Probleme bewältigen, weil wir uns in der Vergangenheit darauf vorbereitet haben», so Morgenthaler.

In den letzten eineinhalb Jahren musste der Dorfbeck Nyfeler drei Mal die Preise für die Kundschaft erhöhen. Das sei unumgänglich gewesen, in der Bäckerei-Branche aber sehr unüblich. Zuvor haben man nur alle drei, vier Jahre eine Preisanpassung vornehmen müssen. Durch den rasanten Anstieg der Preise für die Rohstoffe, die Verpackungen und die Energie bleibe aber nichts anderes übrig, als die Kosten auf die Kundschaft abzuwälzen.

«Das tut einem schon weh für den Konsumenten, aber schlussendlich muss man überleben können», erklärt Nyfeler. Überleben – das hat der Chrigubeck nicht geschafft, und hinterlässt in der Bäckereilandschaft in der Region Burgdorf eine Lücke.

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veröffentlicht: 31. August 2023 06:55
aktualisiert: 31. August 2023 08:37
Quelle: 32Today

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