Giftig!

Ölkäfer verbreitet sich in Deutschland – bald auch im Aargau?

· Online seit 30.04.2023, 06:30 Uhr
Der Meloe proscarabeus, besser bekannt unter dem Namen Ölkäfer, breitet sich derzeit in Deutschland rasant aus. Das Problem: Das Insekt ist hochgiftig. Wird das auch in der Schweiz bald der Fall sein? Wir haben nachgefragt.
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Er ist klein, schwarzblau und selten. Der etwa 1 bis 3,5 Zentimeter grosse Ölkäfer verbreitet momentan in unserem Nachbarland Deutschland Angst und Schrecken. Wie in mehreren deutschen Medien zu lesen ist, musste aufgrund einer grossen Käfer-Population in Schleswig-Holstein der Pausenhof einer Schule geschlossen werden. Bei Gefahr sondert der Käfer nämlich ein Gift aus. Auch in der Schweiz kann man den Käfer antreffen. Wird er bald zum Problem?

Käfer im Aargau noch kein Thema

Das flugunfähige Insekt ist schnell zu erkennen. Es verfügt über einen schwarzblau glänzenden Körper, verkürzte Flügel und ein wuchtiges Hinterteil. Vorsicht geboten ist vor allem bei Personen, welche sich oft in Gärten aufhalten sowie Kindern. Denn der Ölkäfer fühlt sich vor allem an sandigen und offenen Stellen wohl. Doch neben Gärten, Waldrändern und Auen sind das auch landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Streuobstwiesen oder Heidegebiete.

Führt das Insekt nun auch zu Problemen bei uns? Immerhin gibt es 18 verschiedene Arten des giftigen Käfers in der Schweiz, wie Matthias Betsche, Geschäftsführer bei Pro Natura Aargau, auf Anfrage erklärt. «Dem Ölkäfer bin ich im Kanton Aargau jedoch noch nie begegnet.» Das bestätigt auch Giovanni Leardini, Sprecher beim Aargauer Umweltdepartement: «Der Ölkäfer war weder bei der Abteilung Wald noch in der Abteilung Landschaft und Gewässer als ein Thema aufgekommen.» Weitere Auskünfte zum Insekt kann der Kanton deshalb noch nicht geben.

Ölkäfer produziert giftiges Sekret

Der Käfer, welcher an der Nord- und Ostsee momentan vermehrt anzutreffen ist, ist ein sehr wehrhaftes Tier. Wenn es sich gestört fühlt, sondert er aus den Poren in seiner Kniekehle ein Sekret ab, welches den Wirkstoff Cantharidin enthält. 0,25 bis 0,5 Prozent der Körpermasse des Käfers macht dieses Gift aus. «Ein einziger Käfer enthält somit eine tödliche Dosis für den Menschen», so Betsche.

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Wenn das Sekret mit der Haut in Kontakt kommt, dann bilden sich Blasen, die Augen fangen an zu tränen und brennen. «Wenn man mit dem Käfer in Kontakt kommt, dann sollte man sie kurz nach der Berührung gründlich waschen und kühlen. Bei Beschwerden sollte man sofort zum Arzt gehen», erklärt Betsche. Wenn der Käfer gar verschluckt wird, gibt es schwere Nebenwirkungen. Der Experte empfiehlt: «Wenn das passiert, dann muss man sofort ein Krankenhaus aufsuchen.» Dies, weil man im schlimmsten Fall sogar daran sterben könnte.

Flugunfähige Insekten mit kurzer Lebensdauer

Weshalb der Ölkäfer gerade jetzt zum Thema wird, ist schnell erklärt. Im Mai haben die Tierchen Hochsaison, die Käferweibchen sind schwanger. Deshalb werden sie auch Maiwürmer genannt. In nur wenigen Wochen legt das Weibchen Tausende von Eiern und vergräbt diese in einer Tiefe von bis zu fünf Zentimeter im Erdboden, wo sie ein Jahr verbleiben. Dann schlüpfen die Larven und klettern in Blüten, wo sie auf ihr Wildbienen-Taxi warten.

Wenn eine Biene auf der Blüte landet, heften sich die Larven mithilfe von Kiefer und Klauen an den Blütenbesucher. Falls die Larve jedoch eine falsche Art von Wildbienen erwischt, muss sie sterben. Denn sie kann sich nur in den Nestern von bodennistenden Einsiedler-Bienen entwickeln, weil sie sich von den Eiern des Wirtes ernährt. Nach mehrfacher Häutung und Verpuppung schlüpfen die Ölkäfer im Frühjahr des Folgejahres, also insgesamt zwei Jahre nach der Eiablage.

Hast du bereits einen Ölkäfer gesichtet oder andere speziellen Tierchen? Dann lass es uns wissen!

veröffentlicht: 30. April 2023 06:30
aktualisiert: 30. April 2023 06:30
Quelle: ArgoviaToday

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