Experten befürchten

Personalmangel an der Uni Zürich begünstigt Straffreiheit für Mörder

· Online seit 14.07.2023, 08:00 Uhr
Liegt ein natürlicher Tod vor oder war menschliches Handeln im Spiel? Kann diese Frage nicht beantwortet werden, kommt das Institut für Rechtsmedizin der Uni Zürich ins Spiel. Dessen Institutsleiter fordert nun aber, dass seinem Institut nur noch «wirkliche aussergewöhnliche Todesfälle» gemeldet werden.
Anzeige

Das Institut für Rechtsmedizin Zürich (IRMZ) hat zu wenig Personal. Das geht aus einem Brief dessen Direktor, Michael Thali, hervor. Diesen hat er am 18. April verschickt, wie «20Minuten» berichtet. Im Schreiben, das an Oberstaatsanwälte, Polizeikommandanten und Kader der Kriminalpolizei versandt wurde, weist Thali auf die Personalsituation hin und bittet die Adressaten, dem Institut nur «wirklich aussergewöhnliche Todesfälle» zu melden.

Die Hälfte aller Tötungsdelikte bleibt unerkannt

Experten warnen vor den Konsequenzen dieser Situation. Laut einer Untersuchung von 2014 werden in der Schweiz möglicherweise die Hälfte der Tötungsdelikte aufgrund falscher Annahmen über natürliche Todesursachen nicht erkannt.

Das Schreiben von Thali könnte nun den Druck auf Ärzte weiter erhöhen, einen natürlichen Todesfall zu attestieren und keinen Rechtsmediziner heranzuziehen. Dadurch steigt die Dunkelziffer der falsch klassifizierten Todesfälle weiter an, was es Mördern erleichtert, unentdeckt zu bleiben.

14 offene Stellen am IRMZ

Tatsächlich sind am IRMZ derzeit 14 Stellen ausgeschrieben. Das Institut weist auf Anfrage der Zeitung aber Vorwürfe der Überlastung zurück und betont ihre Bemühungen, offene Stellen zu besetzen.

Weiter führt das Institut aus, dass es in den acht Kantonen, welche das IRM Zürich betreut, zu keinen «gravierenden Engpässen» gekommen sei. Zudem sei die Studie von 2014 nicht zutreffend.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

(oeb)

veröffentlicht: 14. Juli 2023 08:00
aktualisiert: 14. Juli 2023 08:00
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch