Schweizerinnen und Schweizer bleiben Papiersäckli treu – mit einer Ausnahme
Aufgrund der gestiegenen Papierpreise erhöhten die Schweizer Grossverteiler im vergangenen Jahr die Preise für die Papiersäcke. Bei Coop wurden die Papiertüten im vergangenen Sommer um einen Drittel teurer – sie kosten fortan 40 statt 30 Rappen. Die Migros zog per Anfang September 2022 nach.
Bei Lidl stieg der Preis im selben Zeitraum von 25 auf 30 Rappen. Bei Aldi beträgt der Preis seit dem zweiten Halbjahr 2022 neu 39 Rappen. Und die Dorflädeli-Kette Volg erhöhte den Preis pro Tasche per Dezember 2022 schliesslich auch – von 30 auf 40 Rappen.
Effekt bleibt klein
Nehmen die Kundinnen und Kunden die höheren Säckli-Preise in Kauf oder ist die Nachfrage seither eingebrochen? Zahlen will auf Anfrage der Today-Redaktion kein Grossverteiler nennen. Der Effekt auf das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten sei jedoch ausgesprochen klein.
So sagt Migros-Sprecherin Carmen Hefti: «Wir spüren durch die Preiserhöhung keinen Einfluss auf die Nachfrage nach Papiertragetaschen.» Gleich klingt es bei Aldi Suisse – die Taschen seien weiterhin gefragt. Auch Volg-Sprecherin Tamara Scheibli lässt verlauten: «Die Nachfrage nach den Papiertragtaschen hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht merklich verändert.»
Nur die Kundinnen und Kunden von Coop überlegen sich den Kauf eines Papiersacks offenbar zweimal: «Wir spüren eine leicht tiefere Nachfrage nach Papiertragetaschen», so Sprecherin Rebecca Veiga.
Nach einmaligem Gebrauch im Kehricht
Papiersäcke sind stabiler als Taschen aus Plastik. Sie mehrfach zu benutzten, bis sie dann einmal reissen wäre in der Theorie also kein Problem. Doch Fakt ist, dass viele bereits nach einmaligem Gebrauch im Müll landen.
«Es ist erstaunlich, wie viele Leute noch einwandfreie Papiertragtaschen entsorgen», bestätigt die Thuner Abfallberaterin Rachel Neuenschwander. Sie moniert: «Die Produktion einer Papiertragtasche verbraucht viel Wasser und Rohstoffe. Daher ist es schade, wenn sie nach einmaligem Gebrauch im Abfall landen.»
Ins gleiche Horn bläst Joëlle Hérin. Sie ist Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace und sagt: «Gemäss einer Studie der Empa ist die Ökobilanz von Papiertaschen ein einer einmaligen Verwendung und sachgerechten Entsorgung schlechter als diejenige von Plastiktüten.» Dabei sei aber noch nicht einmal berücksichtigt, dass nicht alle Taschen sachgerecht entsorgt werden.
Hier kommt auch eine weitere Krux der papierigen Transportmöglichkeit. Weil manche Henkel verleimt sind, nehmen viele Recyclingwerke keine Papiertaschen an. Sie müssen im normalen Kehricht entsorgt werden.
Auswahl an Alternativen wird grösser
Die Expertin sagt: «Tragetaschen, egal aus welchem Material, sollten so lange und oft wie möglich benutzt werden. Im Idealfall werden die Taschen bereits für den mehrmaligen Gebrauch produziert.» Hierfür seien Detailhändler in der Pflicht, nachhaltige und langlebige Taschen anzubieten und die Anreize für eine Wiederverwendung zu setzen, so Hérin.
Dazu hält etwa die Migros-Sprecherin fest: «Der Trend nach mehr Mehrwegtaschen besteht schon seit ein paar Jahren und hält weiter an.» Unter anderem mit der kürzlich lancierten Baumwolltasche biete man der Kundschaft eine grosse Auswahl an Tragtaschen an, «ob für den Spontaneinkauf oder als längerfristigen, treuen Begleiter».
Insgesamt bestätigen alle Grossverteiler, dass Mehrwegtaschen bei Teilen der Kundschaft tatsächlich immer häufiger gefragt werden. Dieser Trend habe aber bereits vor den Preiserhöhungen eingesetzt. Einzig Aldi hält fest: «Einen Trend zu Mehrwegtaschen können wir in unseren Filialen nicht beobachten. Papiertragetaschen sind bei unseren Kundinnen und Kunden weiterhin gefragt.»
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.