Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen riesigen Verlust von fast 160 Millionen Euro erlitten, weil Autofabriken sowie Maschinen- und Anlagenbauer wegen der Pandemie ihre Werke stillgelegt oder stark heruntergefahren hatten, wodurch die Nachfrage nach Stahl einbrach.
Dies brachte den Konzern, der schon unter der 2019 begonnen Krise in der Stahlindustrie gelitten hatte, endgültig in Schieflage. 2020 wurde für Swiss Steel zum Horrorjahr: Ähnlich gross waren die Verluste nur im Jahr 2009, als der Konzern in der Finanzkrise abstürzte. In der Folge musste Swiss Steel in den letzten Monaten das Kapital erhöhen und sich Bankkredite sichern, um zu überleben. Zudem wurden Restrukturierungen durchgeführt.
Dies hat sich ausgezahlt: Nun geht es mit dem Konzern steiler aufwärts als erwartet. Der Markt hat sich in allen wichtigen Kundensegmenten Automobil, Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie erholt. Swiss Steel konnte 72 Prozent mehr Stahl verkaufen und die Preise erhöhen.
Der Umsatz schoss um 79 Prozent auf 839,1 Millionen Euro nach oben. Insbesondere im grössten Absatzmarkt Europa, welcher im Vorjahresquartal besonders stark von den Corona-Bekämpfungsmassnahmen betroffen war, gab es ein Wachstum von 87 Prozent.
Vor-Krisenniveau übertroffen
Das bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) landete mit 65,4 Millionen Euro wieder deutlich in der Gewinnzone. Im Vorjahresquartal hatte Swiss Steel noch einen bereinigten EBITDA-Verlust von 45,8 Millionen Euro hinnehmen müssen.
Unter dem Strich erzielte der Stahlkocher einen Gewinn von 30,4 Millionen Euro nach einem riesigen Fehlbetrag von 159,1 Millionen Euro vor einem Jahr. Mit den Zahlen hat Swiss Steel auf allen Ebenen sogar das Vor-Corona-Jahr 2019 übertroffen und ist nicht mehr weit von 2018 entfernt, als die Stahlkrise noch nicht ausgebrochen war.
Die Ergebnisverbesserung wurde neben der Markterholung auch mit Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmassnahmen erreicht. Der Restrukturierung fielen auch 292 Arbeitsplätze zum Opfer. Insgesamt hat Swiss Steel noch 9'847 Beschäftigte. Es gebe nur noch vereinzelt Kurzarbeit, hiess es.
Bei der Umsetzung des Transformationsprogramms mache Swiss Steel gute Fortschritte, erklärte der neue Konzernchef Frank Koch, der seit Anfang Juli im Amt ist. Sein Vorgänger Clemens Iller hatte das Unternehmen im Frühling verlassen.
EBITDA von 150 bis 180 Mio erwartet
Für das laufende Jahr steckt Swiss Steel die Ziele nun höher: Neu hält der Konzern ein bereinigtes EBITDA zwischen 150 bis 180 Millionen Euro für erreichbar. Bislang hatte er über 100 Millionen erwartet. Der Ausblick für das Jahr 2021 bestätige einen anhaltenden Trend der Erholung nach Corona in den Hauptabnehmerbranchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie, erklärte Konzernchef Koch.
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld sei jedoch nach wie vor fragil. In der Autoindustrie halte der Versorgungsengpass bei Halbleitern an, was sich auf die Auftragsvolumina der Kunden auswirke, sagte Koch.
Auch die Versorgungslage auf den Rohstoffmärkten bleibe volatil. «Insbesondere auf dem Schrottmarkt sehen wir einen anhaltenden Trend zu Preissteigerungen in Verbindung mit Lieferengpässen», erklärte Koch. Schliesslich könnten die steigenden Coronavirusinfektionen in den meisten Teilen der Welt wieder zu einer neuen Welle von Beschränkungen führen.