Waldhaus Flims

Tourismusexperte zu Marriott-Knatsch: «Hier besteht ein Zielkonflikt»

· Online seit 18.02.2023, 06:22 Uhr
Das Luxushotel Waldhaus in Flims sorgt momentan für Schlagzeilen. Unter anderem, weil es die Verträge mit Marriott gekündigt hat und nicht mehr das ganze Jahr geöffnet ist. Doch ist das ein Problem? Das sagt ein Tourismusexperte.
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Es war schon eine Hollywood-Kulisse, gehört zu den luxuriösesten Hotels der Schweiz und blickt auf fast 150 Jahre Tradition zurück: das Waldhaus in Flims. Das Luxushotel steht aber momentan nicht wegen Glamour-Meldungen im Mittelpunkt. Das Hotel hat die Verträge mit der Marriott-Gruppe gekündigt. Nun droht dem Traditionshaus eine 15-Millionen-Franken-Strafe, wie der «Blick» berichtet. Das Hotel hüllt sich seither in Schweigen, auch gegenüber FM1Today.

Durch die Vertragsauflösung wird das Hotel künftig nicht mehr 365 Tage im Jahr – der ganzjährige Betrieb war Teil des Deals – geöffnet haben, sondern jährlich fünf Monate geschlossen bleiben. Der «Blick» nennt dies «einschneidend». Doch ist es das wirklich? Nicht ganz, meint Jürg Stettler, Tourismusprofessor an der Hochschule Luzern, gegenüber FM1Today.

Touristiker spricht von Zielkonflikt

Aus Sicht der Hotelkette Marriott sei ein ganzjähriger Betrieb wichtig. Stettler betont aber, dass solche Ketten hauptsächlich in Städten agieren würden. Städtetrips und der Geschäftstourismus funktionieren das ganze Jahr hindurch. In den alpinen Destinationen, die geprägt sind durch die Ferienhotellerie, sei ein solcher ganzjähriger Betrieb nicht der Normalfall. Stettler spricht hier von einem Zielkonflikt – die Erwartungen der Hotelkette und die Möglichkeit, den Betrieb kostendeckend zu führen. Denn eine genügende Auslastung in der Zwischensaison zu generieren, sei schwierig.

Laut dem Tourismusexperten generiert die Anpassung der Öffnungszeiten weitere Spannungsfelder. So zum Beispiel beim Personal. Die Rekrutierung von Fachkräften für ein Jahr könnte einfacher sein, als wenn man für die Saisons Personal einstellen muss. Dafür kann sich das Hotel die Lohnkosten sparen.

Luxushotel als Leuchtturm

Wichtiger ist laut Stettler, dass das Traditionshaus erhalten bleibt. Denn solche Fünf-Sterne-Häuser hätten eine grosse Strahlkraft für die Destination. «Solche Hotels können wie Leuchttürme für die Destination sein», sagt der Tourismusexperte. Das zeige beispielsweise ein Blick nach Gstaad oder St. Moritzt. Und ein neues Haus aufzubauen, sei sehr schwierig und kostenintensiv.

Die Situation könnte sich in Zukunft aber ändern. Grund dafür ist der Klimawandel. «Aufgrund des Klimawandels dürfte die Wintersaison an Bedeutung verlieren, dafür werden der Sommer und insbesondere der Frühling und Herbst immer wichtiger», erläutert Stettler. Immer mehr Bergdestinationen würden versuchen, sich als Ganzjahresdestination zu positionieren. Dies dürfte laut Stettler dazu führen, dass auch immer mehr Hotels länger offen sein werden. 

veröffentlicht: 18. Februar 2023 06:22
aktualisiert: 18. Februar 2023 06:22
Quelle: FM1Today

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