Quelle: BärnToday / Warner Nattiel / Beitrag vom 14. Februar 2023
Es ist derjenige Tag, der tausende Demonstrierende schweizweit auf die Strasse lockt. Der Feministische Streik. Vor vier Jahren besammelten sich eine halbe Million Menschen auf den Strassen und demonstrierten lautstark für die Gleichberechtigung. Diesen Tag braucht es auch dieses Jahr – das ist für die Organisatorinnen klar. In den vergangenen Jahren mag sich einiges zugunsten der Frauen und Minderheiten geändert haben. Es gab aber auch Rückschritte.
Warum der Streiktag 2023 wichtig ist
Ein grosser Fortschritt ist die Revision des Sexualstrafrechts. Das Parlament hat sich in Bern auf die «Nein heisst Nein»-Lösung geeinigt. Im Vergleich zum alten Sexualstrafrecht ist dieser Entscheid für das feministische Kollektiv ein grosser Schritt. Auch die Einführung des Vaterschaftsurlaubs ist ein grosser Fortschritt.
Laut dem Kollektiv gibt es aber auch einen Rückschritt seit dem letzten grossen Streiktag vor vier Jahren. Nämlich: Die Erhöhung des Rentenalters für die Frauen, welches das Schweizer Stimmvolk letztes Jahr an der Urne angenommen hat. Für das feministische Kollektiv ist klar: Die Erhöhung ist unfair und hilft Frauen nicht. Zum einen haben Frauen immer noch eine viel tiefere Rente und zum anderen ist die seit Jahren thematisierte Lohngleichheit noch lange nicht erreicht.
Feministischer statt Frauenstreik
Beim letzten grossen Streik 2019 sind Frauen von links bis rechts auf die Strasse. Sie waren zusammen laut und wütend. Dieses Mal heisst der Streik offiziell Feministischer Streik. Es soll ein Streiktag für die Gleichberechtigung von allen Menschen sein. Der Streik ist diverser, inklusiver. Die Unterstützung gilt Frauen, der LGBTQIA*-Community, Schwarzen, Menschen mit Behinderung – allen Gruppen, die laut dem Streikkollektiv noch leiden. Und zwar unter dem Patriarchat und dem Kapitalismus.
Für viele Frauen aus dem bürgerlichen Lager ist der Tag so schlicht zu links. Zu links, im Vergleich mit dem Streiktag vor vier Jahren, an dem auch sie dahinter standen und auf die Strasse gingen. Dieses Jahr haben bürgerliche Frauenverbände nicht aktiv für den Streiktag geworben.
«Lohn, Zeit, Respekt»
Die Forderungen am Feministischen Streik sind Lohngleichheit, Zeit für die Familie und Kinderbetreuung sowie Respekt, unter anderem am Arbeitsplatz. Die Forderungen stehen zwar schon länger im Raum. Aber die neusten Zahlen des Bundes zur Lohngleichheit zeigen zum Beispiel, dass Frauen im Monat durchschnittlich 724 Franken weniger verdienen als Männer. Da sind Faktoren wie das Ausbildungsniveau oder auch die Dienstjahre bei einem Unternehmen schon einberechnet. Es geht da also um den unerklärbaren Lohnunterschied.
Ungerechtigkeit gibt es laut dem Feministischen Kollektiv aber auch nach wie vor bei der Care-Arbeit. Die Betreuung von Kindern und Angehörigen bleibe immer noch zu 80 Prozent bei den Frauen hängen.
Auch beim Thema sexualisierte Gewalt sei man in den letzten Jahren nicht weiter gekommen. Zahlen vom Bund zeigen, dass jeden Monat durchschnittlich zwei Frauen im familiären Umfeld getötet werden – meistens vom Partner oder Ex-Partner. Mehr über die Forderungen liest du hier.
Detaillierte Infos zum Ablauf des diesjährigen Frauenstreiks findest du hier.
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