Unter dem Titel «Belgrader Softwareschmiede im Aufbau» kündigt der Onlinehändler den scheinbar ganz normalen Vorgang an: Das bestehende Team in der serbischen Hauptstadt mit 300 Mitarbeitenden wird künftig um zwei Software-Engineering-Teams ergänzt. Bisher hatte die ortsansässige Digitec-Tochtergesellschaft vor allem den Kundendienst und die Qualität der Produktdaten für den Schweizer Digital-Riesen gemacht. Jetzt sollen serbische Entwickler auch den Shop für die Zukunft rüsten.
«Skandalös!»
Daran nehmen diverse Kommentare auf der Webseite aber Anstoss. «Beschämend», «nicht nachvollziehbar» oder «skandalös» sei die Auslagerung von Jobs, die Digitec Galaxus bisher am Hauptstandort Zürich aufgebaut hatte. Viele wollen deswegen nicht mehr im Online-Shop einkaufen. Es könne schliesslich nicht sein, dass Produkte mit «Schweizer Preisen» niedrige Löhne in Serbien zahlen. Da könne man auch gleich auf die ausländische Konkurrenz umsteigen.
Inzwischen hat sich der Kommunikationschef des Unternehmens sogar gezwungen gesehen, den Artikel noch einmal zu ergänzen. «Unser Hauptentwicklungsstandort ist und bleibt Zürich», heisst es da beispielsweise. Und man werde keine bestehenden IT-Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, sondern im Gegenteil sogar weitere Teams am Standort Zürich aufbauen. Ausschlaggebend sei, dass man die IT-Teams in Belgrad in die Nähe der bereits bestehenden operativen Teams in Belgrad bringen könne. «Die tieferen Lohnkosten spielen dabei eine untergeordnete Rolle», heisst es weiter.
Die Kommentarschreiberinnen und -schreiber konnte aber auch das nicht besänftigen. Extrem schlecht kommuniziert, schreibt beispielsweise einer. Eine Minderheit zeigt aber durchaus Verständnis für den Schritt der Firma. Erstens sei doch offen und transparent kommuniziert worden und es herrsche ein Fachkräftemangel in der Schweiz, führen sie als Argumente ins Feld.
Trotz des Protests und der Boykottankündigungen: Genügend Kundinnen und Kunden hat das Unternehmen wohl auch in Zukunft. Im Jahr 2021 konnte das Unternehmen in der Schweiz und Liechtenstein erstmals die Grenze von 2 Milliarden Franken Umsatz knacken.
(lba)