Gotthard-Zug

Wegen Überbelegung – Zugbegleiter schmeisst Passagiere in Bellinzona raus

08.08.2023, 15:58 Uhr
· Online seit 08.08.2023, 11:59 Uhr
Weil der Zug zu voll war, um durch den Gotthard zu fahren, musste ein Teil der Passagiere aussteigen. Wie eine Leserin berichtet, blieben die meisten aber einfach stehen. Schliesslich musste ein Zugbegleiter die Leute persönlich zum Gehen auffordern.
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Sonntagabend, Bahnhof Bellinzona. Der Zug in Richtung Basel sollte eigentlich um 18.17 Uhr abfahren, zehn Minuten später stand er immer noch im Bahnhof. Nicht etwa ein technischer Defekt oder das Abwarten eines anderen Zuges waren der Grund dafür, sondern eine Überbelegung. Es waren zu viele Menschen im Zug.

Leute wollten nicht aussteigen

Leserreporterin Joana* sass schon seit Lugano im Zug. «Schon dort war es schwierig, einen Platz zu finden», sagt sie. «In Bellinzona stiegen dann noch mehr Leute dazu. Es war pumpenvoll, es gab kein Durchkommen mehr.» Per Durchsage – aber nur auf Deutsch – seien die Leute darauf hingewiesen worden, dass es zu voll sei und alle, die stehen, aussteigen müssten. Es gebe um 18.23 Uhr einen Entlastungszug.

«Ein paar Leute stiegen aus, die meisten blieben aber im Zug», erzählt Joana weiter. Der Zug fuhr immer noch nicht. Dann kam eine zweite Durchsage: «Auch die Leute in den hinteren Wagen müssen raus. Wir können nur mit einer Maximal-Belegung von 140 Prozent durch den Gotthard fahren.» Schliesslich kam der Zugbegleiter und forderte die Leute auf, auszusteigen. Einer habe noch gesagt, er kenne das nur von Ostern.

Einer von 850 Zügen überbelegt

Eine Überbelegung von 140 Prozent bedeutet, dass alle Sitzplätze besetzt sind und 40 Prozent der Menschen, gemessen an der Anzahl Sitzplätze, zusätzlich im Zug stehen.

Gemäss SBB kommt es nur bei einem von 850 Zügen zu einer solchen Überbelegung. Man reagiere grundsätzlich, wo immer voraussehbar, mit zusätzlichen Wagen oder Entlastungszügen, schreibt Mediensprecher Daniele Pallecchi auf Anfrage der Today-Redaktion. «Eine Überbelegung kann jedoch kurzzeitig entstehen. Zum Beispiel durch plötzliche Störungen im Bahnverkehr oder auch Wetterphänomene. In der Regel fährt aber innerhalb von 30 Minuten ein weiterer Zug.»

Was für die SBB höchste Priorität habe, sei die Sicherheit der Reisenden. «Im Notfall muss eine zügige Evakuation möglich sein», schreibt Daniele Pallecchi weiter.

Tipps für angenehmes Reisen

Dass die Nachricht nur auf Deutsch an die Fahrgäste weitergegeben wurde, sollte nicht sein. Die Informationen sollten in mehreren Sprachen durchgegeben werden und das werde in der Regel auch so gemacht, heisst es auf Anfrage. «Die SBB bedauert die fehlende Mehrsprachigkeit und wir klären den Sachverhalt ab», so Pallecchi.

Mit dem Auto statt mit dem Zug zu reisen, empfiehlt Andreas Käsermann, Mediensprecher vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS), aber nicht: «Auf die Strasse auszuweichen lohnt sich meist nicht: zeitgleich steigt dort die Gefahr für Staus.»

Besser wäre es: «Wenn immer möglich eine Reise ausserhalb der klassischen Hauptreisezeiten zu unternehmen. Also etwa bereits am Donnerstag nach Hause reisen, statt erst am Weekend.»

Was einer angenehmen Fahrt ebenfalls zuträglich sein könne, sei die vorgängige Sitzplatzreservation. «Damit ist eine bequeme Reise sicher. Auch die Belegungsprognosen im Online-Fahrplan helfen bei der Reiseplanung», so Käsermann.

*Name der Redaktion bekannt

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veröffentlicht: 8. August 2023 11:59
aktualisiert: 8. August 2023 15:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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