«Wir akzeptieren nicht, dass es einen Raum für Diskurse gibt, die Faschismus und Rassismus normalisieren», sagte ein Mitglied der Vereinigung des antifaschistischen Kampfes, zu der sich rund 60 Gruppierungen zusammengeschlossen haben, am Freitag vor den Medien. «Seine Aufrufe zum Hass werden regelmässig in Gewalttaten umgewandelt», hiess es weiter.
Der mögliche französische Präsidentschaftskandidat, der kürzlich wegen Anstachelung zum Hass gegen Muslime zu einer Geldstrafe von 3000 Euro verurteilt worden war, wird am kommenden Mittwoch in Genf zu einem Vortrag mit dem Anwalt Marc Bonnant erwartet. Die Antifaschisten wollen gegen diesen Auftritt protestieren. Die Bewilligung für die Kundgebung wurde von den Behörden noch nicht erteilt.
Kein Saal von der Stadt
Der Ort und die Uhrzeit der von der Vereinigung Convergences organisierten Veranstaltung sind nicht bekannt. Die Stadt Genf hatte es abgelehnt, für Zemmours Rede einen ihrer Säle zu vermieten. Sie begründete dies offiziell mit einer «Gefahr der Störung der Sicherheit und Ordnung». Der Autor, der mit fremden- und frauenfeindlichen Aussagen provoziert und polarisiert, will in der Calvin-Stadt sein jüngstes Buch vorstellen.
Stadtpräsidentin Frédérique Perler (Grüne) hatte gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS erklärt, dass der Besuch von Zemmour im Widerspruch zu den von der Stadt vertretenen Werten der Offenheit stehen würde und er deshalb nicht willkommen sei. Der Kanton seinerseits hat keine Einwände gegen Zemmours Auftritt. Dieser stelle in seiner jetzigen Form keine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar, heisst es.
Gegner und Anhänger im Netz
Die Gegner des rechtsextremen Publizisten haben sich auch im Internet formiert. Eine Online-Petition ist von mehr als 2250 Personen unterzeichnet worden. Darin werden die Genfer Behörden aufgefordert, den Vortrag zu verbieten.
Es gibt aber auch Stimmen, die den Auftritt befürworten. Eine Online-Petition der Organisation der französischen Emigranten verteidigt die Rede von Zemmour im Namen der Meinungsfreiheit. Sie hat mehr als 700 Unterzeichner.