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«Bin froh, ist es vorbei»: So ist Roger Federers Rücktritts-Doku

«Twelve Final Days»

«Bricht mir das Herz»: Federer-Doku gewährt intime Einblicke

· Online seit 11.06.2024, 09:36 Uhr
In «Twelve Final Days» gewährt Roger Federer intime Einblicke in die letzten Tage seiner Karriere als Sportler. Er öffnet dafür nicht nur sein Privatarchiv und sein Herz, sondern auch die Tür zu seinem Zuhause. Das sind die emotionalen Höhepunkte des Dokfilms, der am 20. Juni erscheint.
Simon Häring / ch media
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Es sind Bilder, die nie für die Öffentlichkeit gedacht waren – und jetzt doch ein Millionenpublikum beglücken. Für den Dokumentarfilm «Twelve Final Days» zu den letzten Tagen in seiner Karriere als Sportler öffnet Roger Federer nicht nur sein Privatarchiv, sondern gewährt darin auch nie dagewesene Einblicke in sein Familienleben und sein Inneres.

«Twelve Final Days» ist ab dem 20. Juni auf Amazon Prime Video verfügbar. Weltpremiere feierte der Film aber am Montag um 23 Uhr Schweizer Zeit beim Tribeca-Festival in New York.

CH Media hat den Streifen bereits jetzt gesehen. Er ist ein Muss für jeden Sportfan. Das sind die emotionalsten Momente.

Es ist Donnerstag, der 15. September 2022, 15.05 Uhr, als Roger Federer die Welt teilhaben lässt, worüber er seit Wochen gebrütet hat. Er liest einen emotionalen Abschiedsbrief vor, 4:34 Minuten lang, verbreitet über die sozialen Medien.

Nachricht vom Rücktritt lässt Kinder weinen

Federer ist dabei zu hören – aber nicht zu sehen. Wie es wirklich war, zeigt er erst in «Twelve Final Days». Er sitzt an einem weissen Tisch, in der weissen Vitrine im Hintergrund stehen Replikas der zwanzig Grand-Slam-Pokale, die er gewonnen hat. Federer trägt ein Jeanshemd, als er die Botschaft abliest. Mehrmals stockt ihm der Atem, mehrmals hält er die Tränen zurück. Aufgenommen wurde die Szene bei Federer zu Hause.

Als sie abgedreht ist, kommen die Kinder vom Sport und der Schule. Die Söhne Leo und Lenny tragen Trikots von Arsenal London. Federer moniert: «Wo ist das FC-Basel-Shirt?» Gesprochen wird Englisch und Deutsch. Als er seinen Kindern am Tag zuvor sagt, dass er zurücktreten werde, hätten drei von ihnen geweint. Federer: «Das war unglaublich emotional.»

Der Welt verkündet er den Rücktritt von Zürich aus, im Hauptquartier der Schweizer Laufschuh- und Bekleidungsmarke On. Gekommen sind auch seine Mutter Lynette und Vater Robert. Als die ganze Welt weiss, dass seine Karriere vorbei ist, fliessen nicht nur bei Federers Frau Mirka die Tränen.

Verletzung am Meniskus 2016 als Anfang vom Ende

Seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney sind sie ein Paar. Lange hält sie ihm auch beruflich den Rücken frei, schmettert vieles ab und steht dadurch bald im Ruf, miesepetrig zu sein. Also fällen die beiden den Entschluss, dass sich Mirka aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

Nun bricht sie in «Twelve Final Days» ihr langes Schweigen und sagt: «Ich bin glücklich und traurig zugleich. Es war eine unglaubliche Reise, und es waren sehr emotionale letzte Monate, weil ich fühle, dass Roger gerne für immer spielen würde. Aber nun ist die Zeit gekommen. Und ich bin da, um Roger dabei zu unterstützen.» Wie stets schon, bei allen Höhen und Tiefen.

Der Anfang vom Ende, so beschreibt es Federer, sei die Verletzung am Meniskus des linken Knies gewesen, die er sich 2016 nach dem Halbfinal bei den Australian Open beim Einlassen eines Bads für seine Töchter zuzieht. «Danach war mein Knie nie wieder dasselbe. Ich dachte immer, es sei das Ende, wenn man operieren muss. Und ich lag nicht falsch.» In «Twelve Final Days» sieht man Federer in seinen verletzlichsten Momenten und wie man ihn selten zuvor gesehen hat: mit Gehhilfen.

Federer gewinnt danach noch zweimal die Australian Open und einmal in Wimbledon, ehe er sich Anfang 2020 nach dem Match in Afrika auch am rechten Knie operieren lassen muss. Davon erholt er sich nie mehr. «Erst im Nachhinein merkte ich, wie stark Mirka unter der Situation litt. Sie alle wussten, dass ich nicht mehr der Beste sein würde.»

Sein letztes Einzel bestreitet Federer am 7. Juli 2021 im Wimbledon-Viertelfinal. Gegen den Polen Hubert Hurkacz verliert er in drei Sätzen. Den letzten 0:6.

«Partycrasher» Djokovic, Freund Nadal

Bereits zehn Tage vor dem letzten Akt erfährt Rafael Nadal davon, dass Federer zurücktreten wird. «Nach dem Telefonat hatte ich Tränen in den Augen», sagt Nadal in «Twelve Final Days». Neun Mal standen sie sich in einem Grand-Slam-Final gegenüber. Sie waren Rivalen, die zu Freunden wurden. Nun sagt der Spanier: «Zu wissen, dass ich dieses Gefühl vor einem Final gegen Roger für den Rest meines Lebens nicht mehr haben werde, bricht mir das Herz. Mit ihm geht auch ein Teil meines Lebens.»

Noch öfter als auf Nadal (40 Mal) traf Federer nur auf Novak Djokovic (50 Mal). Federer sagt über den Serben: «Viele sahen in ihm den Partycrasher.» Und nachdem er 2006 in Monte-Carlo erstmals gegen ihn spielte, sei er «wegen seiner technischen Mängel nicht von ihm überzeugt» gewesen. «Doch er ist ein unglaubliches Monster von einem Spieler geworden.» Wie ihm liege Djokovic die Familie unglaublich am Herzen. Das verbinde.

Am Ende des Films sagt seine Frau Mirka: «Ich werde es unheimlich vermissen, Roger Tennis spielen zu sehen, weil er so unglaublich anmutig und schön spielt. Und ich denke, die Menschen werden dasselbe vermissen.» Sie sei dankbar, ihn in ihrem Leben zu haben. Und wieder fliessen Tränen.

Wie am Freitag, 23. September 2022, als Roger Federer beim Laver Cup in London im Doppel an der Seite von Rafael Nadal sein letztes Spiel bestreitet. Am Ende von «Final Twelve Days» sagt Federer:

(aargauerzeitung.ch)

veröffentlicht: 11. Juni 2024 09:36
aktualisiert: 11. Juni 2024 09:36
Quelle: aargauerzeitung.ch

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