55 Mannschaften kämpften über Monate hinweg um die 24 Plätze für die bevorstehende Europameisterschaft. Vor 60 Jahren musste hingegen die Anmeldefrist verlängert werden, damit zumindest die vorgesehene Limite von 16 Teilnehmer erreicht wurde. Das EM-Turnier war 1957 nach langen Diskussionen ins Leben gerufen worden, stiess aber bei vielen Verbänden auf Ablehnung. Auch die Schweiz verzichtete neben Grössen wie England, Italien und Deutschland auf die Teilnahme. Der westdeutsche Bundestrainer Sepp Herberger meinte, er wolle die Zeit zwischen den Weltmeisterschaften nicht verschwenden.
Schliesslich fanden sich doch noch 17 Nationen, die die 100 Franken Antrittsgebühr aufbrachten, um am Turnier teilzunehmen. Irland und die Tschechoslowakei bestritten eine Vorausscheidungen, bevor es mit den Achtelfinals weiterging. In Hin- und Rückspielen wurden die vier Teilnehmer der eigentlichen Endrunde ermittelt, die dann in Paris und Marseille stattfand. Auf dem Weg nach Frankreich fiel das mitfavorisierte Spanien dem kalten Krieg zum Opfer. Es weigerte sich auf Befehl von Diktator Francisco Franco gegen die Sowjetunion anzutreten.
Die Sowjets hatten sich im Achtelfinal sowohl in Moskau vor 100'000 Zuschauern als auch in Budapest vor 78'000 Zuschauern gegen Ungarn durchgesetzt. Im Final gewann der damals aktuelle Olympiasieger gegen Jugoslawien im nur spärlich gefüllten Pariser Parc des Princes nach Verlängerung dank einem Tor von Viktor Ponedelnik mit 2:1. Der im letzten Dezember verstorbene Ponedelnik hielt Jahrzehnte später fest: «Die Sowjetunion ist der erste Europameister der Geschichte, das kann uns keiner mehr nehmen. Mein Tor in der 113. Minute war der wichtigste Treffer meiner Karriere, das war der schönste Augenblick meines Lebens.»