Nachdem die Marokkaner als vierte afrikanische Mannschaft nach Kamerun (1990), Senegal (2002) und Ghana (2010) unter die letzten acht eines WM-Turniers vorstiessen, stehen sie jetzt als erstes afrikanisches (und als erstes arabisches) Land in den Halbfinals. Ebenso bemerkenswert: Marokko ist einer der überraschendsten WM-Halbfinalisten aller Zeiten. Der letzte ähnliche Aussenseiter unter den besten vier war Südkorea bei seiner Heim-WM 2002.
Marokko ging kurz vor der Pause in Führung
Das 1:0 nach 42 Minuten erzielte Youssef En Nesyri vom FC Sevilla. Im Klub kommt der 25-jährige Stürmer in den meisten Fällen lediglich als Einwechselspieler zum Zug. Jetzt – im wichtigsten Match der Karriere – traf er, indem er einen schweren Fehler von Diogo Costa nutzte. Portugals Goalie wollte eine nicht besonders gefährlich scheinende hohe Flanke wegfausten. Aber er kam zu spät, sodass En Nesyris Kopfball den Weg ins leere Tor fand.
Noch in der ersten Halbzeit hätten die Portugiesen beinahe ausgeglichen, wenn auch eher aus Zufall. Bruno Fernandes schlug den Ball fast von der Grundlinie zur Mitte. Was wohl als Flanke gedacht war, wurde zum Lattenschuss.
Kaum Raum für die Portugiesen
Die Portugiesen konnten sich nicht vorkommen wie beim Kantersieg gegen die Schweiz. Viel eher mussten sie sich an das 1:2 im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea erinnert fühlen. Die Marokkaner offerierten ihnen bis in die zweite Halbzeit hinein nicht viel Zeit und Raum, am wenigsten vor und im Strafraum. Als Gonçalo Ramos nach 57 Minuten frei zum Kopfball kam (und diesen verzog) war es bis dorthin die Ausnahme.
Etwa ab einer Stunde verliessen sich die Marokkaner vollständig auf ihre hauptsächliche Stärke, das Defensivspiel. In den letzten acht Länderspielen einschliesslich WM liessen sie nur ein Gegentor zu, dies beim 2:1 gegen Kanada in der Vorrunde. Die Portugiesen monopolisierten den Ball in den letzten 40 (von 98 gespielten) Minuten und zogen ein Powerplay auf. Aber hochkarätige Chancen bekamen sie von den Afrikanern nicht zugestanden.
Zahmer Hattrickschütze
Der Youngster Ramos, der sich gegen die Schweiz als erster Spieler seit Miroslav Klose (2002 beim 8:0 im Gruppenspiel gegem Saudi-Arabien) profilierte, dem beim WM-Debüt ein Hattrick gelang, spielte erneut von Anfang an. Aber es gelang ihm fast nichts. Cristiano Ronaldo kam nach 51 Minuten ins Spiel. Bis zuletzt wurde er ebenfalls nicht oft gesehen.
Die letzten fünf Minuten waren für Marokko die heikelsten. Der eingewechselte Stürmer Walid Cheddira wurde in der Nachspielzeit innerhalb von zwei Minuten zweimal verwarnt. Aber die Marokkaner überstanden auch das Spiel in Unterzahl.
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(SDA/red.)