Nach der Halbfinal-Schlappe heisst es: abhaken, und im Spiel um Bronze zu alter Stärke zurückfinden.
Ein Sieg gegen Ross/Klineman wäre für Vergé-Dépré «ein riesen, riesen, riesen Exploit gewesen. Sie mussten gewinnen, wir durften. Das muss man so einordnen.»
Die 39-jährige Ross ist eine grosse Figur im Beachvolleyball. Sie schaffte mit dem Halbfinalsieg das Kunststück, nach Silber 2012 in London und Bronze 2016 in Rio de Janeiro zum dritten Mal in Folge eine Olympia-Medaille zu gewinnen - und dies mit der dritten Partnerin.
Überraschend war allerdings, dass Heidrich/Vergé-Dépré dermassen auf verlorenem Posten standen. Schliesslich sind sie als Nummer 4 der Welt das bestklassierte Duo, das im olympischen Turnier noch dabei ist. «Sie liessen nie nach, machten von Anfang bis Ende Druck», zollte Heidrich den Gegnerinnen Respekt.
Erschwerend kam hinzu, dass die Schweizerinnen nie ins Spiel fanden und stets Rückständen hinterher liefen. Im ersten Durchgang stand es rasch 3:10 aus ihrer Sicht, im zweiten 5:10. Das machte es der erfahrenen Ross und der 1,95 m grossen Blockerin Klineman selbstredend einfacher.
«Wir versuchten bis am Schluss, als Team eine Lösung zu finden», sagte Heidrich. Es habe heute jedoch nichts zusammengepasst und das sei mega frustrierend. Vergé/Dépré ergänzte: «Wir können uns nichts vorwerfen, haben alles reingelegt, was möglich war, es reichte heute einfach nicht.»
Dass Gute ist, dass die beiden eine weitere Chance erhalten, der Schweiz die zweite Olympia-Medaille im Beachvolleyball nach der Bronzenen von Patrick Heuscher und Stefan Kobel 2004 in Athen zu bescheren. Sie treffen in der Nacht auf Freitag auf die Lettinnen Tina Graudina/Anastasija Kravcenoka, die Nummer 23 der Welt, die zuletzt in Gstaad Rang 4 erreichten und die gute Form in Tokio bestätigten. 2019 hatten Graudina/Kravcenoka EM-Gold geholt.
Dennoch sind Heidrich/Vergé-Dépré, die Europameisterinnen von 2020, leicht zu favorisieren. Die zwei bisherigen Duelle, beide im vergangenen Jahr, gewannen sie - eines im dritten Satz. Es wird interessant sein, wie die Zürcherin und die Bernerin mit der Favoritenrolle und dem Druch umgehen. Sind sie in der Lage, wieder an die starke Leistung des Viertelfinals gegen die Brasilianerinnen Ana Patricia/Rebecca (21:19, 18:21, 15:12) anzuknüpfen?
Diesbezüglich gilt es, die richtigen Schlüsse aus dem schwachen Auftritt im Halbfinal zu ziehen. «Die Karten werden neu gemischt», sagte Heidrich und versprach: «Wir werden kämpfen bis zum Umfallen.»