Keine 48 Stunden nach seinem grandiosen und kräfteraubenden Sieg gegen Nadal musste Djokovic nochmals viel arbeiten, um zum zweiten Mal nach 2016 das French Open zu gewinnen. Längst nicht alles gelang dem 34-Jährigen so gut wie noch zwei Tage zuvor. Gut zwei Sätze lang biss er sich am 12 Jahre jüngeren Griechen die Zähne aus. Dann begann er von der zunehmenden Müdigkeit des starken Aussenseiters zu profitieren.
Die letzten drei Sätze dominierte Djokovic. Einmal mehr bewies er Ausdauer und Widerstandsfähigkeit. Vor allem aber unterstrich der Weltranglisten-Erste, dass er derzeit der Beste auf der Tour ist. Als erst dritter Spieler und als erster seit den Sechzigerjahren hat er jedes Grand-Slam-Turnier mindestens zweimal gewonnen. «Das ist ein Traum. Ich bin sehr stolz, sehr zufrieden und glücklich», sagte Djokovic, der die «Coupe des Mousquetaires» vom 65-jährigen, sechsfachen Roland-Garros-Sieger Björn Borg überreicht bekam.
Tsitsipas gab nie auf
Als entscheidend für den Umschwung im Final erwies sich das vierte Game im dritten Satz, das Djokovic nach über elf Minuten und mit seinem fünften Breakball für sich entschied. Danach war Tsitsipas nicht mehr ganz der selbe. Er konnte nur noch selten im gleichen Masse das Tempo vorgeben wie noch in den ersten beiden Sätzen. Zu oft musste er aus der Defensive, teilweise weit hinter der Grundlinie reagieren. «Es war ein sehr, sehr harter Fight. Ich habe so gut gekämpft, wie ich konnte», sagte Tsitsipas, der erste Grieche in einem Grand-Slam-Final.
Djokovic zermürbte Tsitsipas, der am Freitag mit dem Fünfsatz-Erfolg gegen Alexander Zverev auch einen kräfteraubenden Halbfinal bestritten hatte. Der Weltranglisten-Fünfte aus Athen machte anderthalb Stunden lang sehr vieles richtig. Er servierte stark, verteidigte exzellent und diktierte auch immer wieder einmal die Ballwechsel. Die minutenlange Baisse von Djokovic zum Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Satzes nutzte er. Seinen Kampfgeist verlor Tsitsipas in den 4:11 Stunden nie. Aber zum Coup reichte es nicht ganz.
Djokovic noch einen Grand Slam zurück
Mit seinem 19. Grand-Slam-Erfolg kommt Djokovic bis an einen Erfolg an die beiden Rekordträger Roger Federer und Rafael Nadal heran. Der Trend spricht für ihn. Er hat in den letzten drei Jahren sieben Majors gewonnen. Bis auf Weiteres darf er sogar vom Grand Slam träumen, dem Gewinn aller vier grossen Turniere im gleichen Kalenderjahr. Zum zweiten Mal nach 2016 gewann er die ersten beiden Majors der Saison. Das ist weder Federer noch Nadal jemals gelungen.
Djokovic, der in diesem Jahr den Rekord für die meisten Wochen an der Weltranglistenspitze übernommen hat, ist auf gutem Weg weitere wichtige Bestmarken zu erreichen. «Ich bin nicht mehr jung. Ich muss jeden Tag eine Motivation finden», erklärte der Serbe, der sich als Ziel gesetzt hat, mehr Majors als Federer und Nadal zu gewinnen. Dieses Duell geht bereits in zwei Wochen weiter. Dann wird in Wimbledon die nächste grosse Trophäe vergeben.