«War immer ein Traum»

Thomas Junghans wirft als erster Schweizer Darts an einer WM

· Online seit 30.12.2023, 10:56 Uhr
Für Thomas Junghans vom Dübendorfer Rangers Dart Club ging ein Traum in Erfüllung: Er nahm als erster Schweizer an einer Darts-WM teil. Wie er seinen WM-Auftritt erlebte und was er in Zukunft von der Schweizer Dartszene erwartet, erzählt er im Interview.
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Thomas, wie war es für dich an der Weltmeisterschaft im Lakeside?

Es war schon immer ein Traum, dort auf der Bühne zu spielen. Als ich vor 29 Jahren mit Dartspielen anfing und in den Neunzigern die ersten Videos aus dem Lakeside* gesehen habe, dachte ich mir: Das ist geil, auf dieser Bühne will ich auch einmal spielen. Die gute Saison, die ich dieses Jahr gespielt habe, hat das ermöglicht. Es hat mich sehr gefreut, es war ein mega Gefühl. Natürlich war ich aufgeregt, aber ich bin happy, dass ich dieses Jahr dabei war.

Du hast dort die dritte Runde erreicht. Wie zufrieden bist du mit deinem WM-Auftritt? 

Die erste Runde gegen David Pallett war ein bisschen komisch. Seine Frau war schwanger und am Morgen des Spieltages ist ihre Fruchtblase geplatzt. Der Turnierdirektor fragte dann, ob wir die Partie deswegen verschieben können. Damit waren alle einverstanden, das war kein Problem. Er konnte bei der Geburt dabei sein und stand am Abend auf der Bühne für das Spiel, das war super.

Das zweite Spiel gegen Kai Fan Leung war auch gut. Ich hatte ein super Gefühl. Im dritten Spiel gegen Chris Landmann ging mir am Schluss ein bisschen der Saft aus. Aber im Grossen und Ganzen bin ich super zufrieden.

Du bist der erste Schweizer Mann, der je bei einer WM dabei war. Was hat das für eine Bedeutung für dich?

Ich bin stolz, dass ich dabei war und Spiele auf der Bühne gewonnen habe. Und die Schweiz zu repräsentieren, ist immer etwas Feines, egal wo und wann.

Warum dauerte es so lange, bis es ein Schweizer an eine WM schaffte?

Wenn man Turniere bei der World Darts Federation WDF spielt, muss man international fahren, um Punkte für die Rangliste zu sammeln. Mit einem Vollzeit-Job ist das schwierig. Wenn man beispielsweise nach England geht, muss man Freitag und Montag frei nehmen für die Flüge. Das alles finanziell zu managen, ist auch so eine Sache. Dieses Jahr war ich der einzige Schweizer, der regelmässig auf Turniere fuhr. Um das zu realisieren, muss man viel Zeit aufwenden.

Bei mir hat sich die WM-Teilnahme auch mit etwas Glück ergeben. Ich stand auf einer Warteliste und weil sich einige andere Spieler für die WM der Professional Darts Cooperation PDC qualifizierten, bin ich nachgerutscht.

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Im Januar geht es für dich in der Dart Liga Region Zürich weiter. Wie ist das für dich, wenn man von der grossen internationalen Bühne zurück in den kleinen Ligabetrieb kommt?

Das ist für mich im Prinzip nichts anderes. Da hängt ein Board und der Abstand ist der gleiche. Man spielt einfach sein Spiel – nicht gegen den Gegner, sondern gegen das Board. In der Liga ist man mit Freunden unterwegs und hat einen lustigen Abend. Und auch in den gegnerischen Mannschaften sind viele Kollegen dabei.

Also ärgert dich das nicht, dass es da keine Kameras und kein grosses Publikum mehr gibt?

Nein, überhaupt nicht. Dart ist ein Kneipensport und wird oftmals in Kneipen gespielt, das ist einfach so.

Reden wir über die Dartszene in der Schweiz. Was erwartest du, was in den nächsten Jahren hier passieren wird? Wie realistisch ist es, dass die Schweiz bald einen Dart-Profi hat?

Wenn wir ehrlich sind: In der Schweiz hat es nicht viele Spieler, die es schaffen können, den professionellen Weg zu gehen. Für mich kommen dafür eigentlich nur wenige Leute in Frage. Und mich selber nehme ich da raus, für mich haben andere Sachen Priorität. Wenn du als normal arbeitender Amateur nicht die richtigen Leute mit den finanziellen Mitteln hinter dir hast, ist es verdammt schwierig, den Schritt zum Profi zu schaffen. Aber logischerweise wird es immer Talente geben. Diese muss man fördern und auf Turniere bringen, damit sie Erfahrung sammeln.

Bei uns in der Schweiz fehlt ausserdem ein Zugpferd. In Österreich gibt es Mensur Suljovic, der viel gemacht hat. In Deutschland war es Max Hopp, der als 16-Jähriger zum ersten Mal bei der PDC-WM war. Mit solchen Zugpferden ist alles viel einfacher, dann ist man in den Medien viel präsenter und alles baut sich auf. Es braucht hier jemanden, der den Sprung vielleicht mit etwas Glück schafft.

veröffentlicht: 30. Dezember 2023 10:56
aktualisiert: 30. Dezember 2023 10:56
Quelle: ZüriToday

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