Stechen am Montag im Cross-Country gleich zwei Schweizer Trümpfe? Wer Mathias Flückiger und Nino Schurter beim letzten öffentlichen Auftritt am Freitag zuhörte, vernahm zwei gehörige Portionen Optimismus. Flückiger schöpft seine Zuversicht aus den Siegen der letzten Monate, der perfekt verlaufenen Vorbereitung und dem immensen Selbstvertrauen. Schurters gutes Gefühl basiert auf der Streckenbeschaffenheit, dem Klima und dem Material.
Flückiger hat die letzten beiden Weltcuprennen gewonnen und führt die Gesamtwertung souverän an. Er strotzt vor Selbstvertrauen. Die anspruchsvolle Strecke, die er im Gegensatz zu Schurter, dem Sieger des Test-Events vor zwei Jahren, noch nie rennmässig befahren hat, schüchtert ihn keineswegs ein: «Im Moment kann ich es mit jeder Strecke aufnehmen. Ich habe gelernt, wie ich gewinnen kann und weiss jetzt, was ich zu tun habe», sagte der 32-Jährige unter anderem. Das vieldiskutierte spezielle Klima mit der zu erwartenden Hitze lässt ihn kalt: «Klar, kühlen ist sehr wichtig. Aber das kennen wir doch. Wir sind hier nicht auf dem Mars.»
Vertauschte Rollen
Auch aus Flückiger Worten dringt durch, dass aus dem Jäger ist ein Gejagter geworden ist. In der neuen Rolle gefällt sich der Berner. Lange genug sei er der Jäger gewesen, habe er wachsen müssen, so Flückiger. Der ehemalige U23-Weltmeister musste auf dem Weg nach oben diverse Rückschläge überwinden. Jetzt, mit 32 Jahren, wird er für seine Beharrlichkeit belohnt: «Ich hatte Glück, dass alles gepasst hat in dieser Saison bis hierhin. Aber ich habe auch sehr viel dafür investiert. An meinen Schwächen habe ich nicht zwei Jahre lang gearbeitet, sondern 15 Jahre.»
Nino Schurter gehört angesichts der jüngsten Resultate nicht mehr zu den grössten Favoriten. Dass sich nicht mehr alle Blicke auf ihn richten, kommt ihm gelegen, zumal er sich bestens gerüstet fühlt, um «dem perfekten Märchen jetzt noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen».
Der 35-jährige Goldmedaillengewinner von 2016, der seine vierten Olympischen Spiele mit einem kompletten Medaillensatz im Gepäck entspannt in Angriff nimmt, sieht mehrere Faktoren, die seine Chancen erhöhen: «Es kommt hier vieles zusammen, das mich positiv stimmt: die Strecke, die mir sehr gut liegt, das heiss-trockene Klima, das speziell auf die Anforderungen abgestimmte Bike und jetzt auch noch die guten Testresultate von den neuen Reifen.» Die kurzen, intensiven Anstiege und die technisch anspruchsvollen Abfahrten sprechen ihn besonders an: «Wenn ich eine Strecke bauen würde, sähe sie genau so aus.»
Trocken-heiss oder feucht-heiss?
Bleibt in seinem Fall zu hoffen, dass es auch am Montag trocken-heiss und nicht wie auf der Halbinsel Izu üblich feucht-heiss ist. Schurter sagte selbst: «Bei nassen, rutschigen Bedingungen gehöre ich nicht mehr zu den Besten.» Dass er im Weltcup nach einem 2. Platz zum Saisonauftakt nicht mehr ganz zuvorderst mitmischte, beunruhigt den Bündner nicht: «Es gab immer bestimmte Gründe, warum das so war. Das Gefühl, dass ich gewinnen kann, ist uneingeschränkt da.»
Mathieu van der Poel, mit Flückiger der meistgenannte Gold-Anwärter, macht die beiden Schweizer Topfahrer nicht nervös. «Mathieu ist in meinen Augen nicht der eine Favorit, sondern einer von mehreren», befand Flückiger unbeeindruckt. Schurter glaubt, dass die Streckengegebenheiten ihm mehr entgegen kommen als dem niederländischen Allrounder, der seine unwiderstehlichen Angriffe bislang meist in flacheren Anstiegen setzte und der seine Energie auch im Olympiajahr nicht auf das Mountainbike kanalisiert hat.