Psychologie

Extra- oder introvertiert – was das über deine Persönlichkeit verrät

23.06.2023, 16:55 Uhr
· Online seit 23.06.2023, 13:18 Uhr
Ist man laut und gesprächig, gilt man als extravertiert, ist man ruhig und zurückhaltend, dann als introvertiert. Doch diese Bezeichnungen verraten mehr über die Persönlichkeit als nur die Verhaltensweise. Die Today-Redaktion sprach mit Expertinnen.
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In der Psychologie gibt es selten nur Schwarz und Weiss, viel mehr gibt es viele verschiedene Nuancen dazwischen. Genau das zeichnet den Menschen als Individuum aus. Die Persönlichkeit ist komplex und facettenreich. Eine Facette davon sind die zwei entgegengesetzten Pole der Persönlichkeitseigenschaft. Die Rede ist von extravertiert und introvertiert. Diese Gegenpole sind aber mehr als nur gewisse Verhaltensweisen. Wiebke Bleidorn und Birgit Kleim, Psychologie-Professorinnen der Universität Zürich, erklären gegenüber der Today-Redaktion, was die beiden Pole sonst noch über den Menschen aussagen können.

Introvertiert und trotzdem gesellig?

Gesellig und aktiv oder ruhig und bedacht? Es sind Eigenschaften, die sich typischerweise in extravertiert oder introvertiert einteilen lassen. Doch Vorsicht ist geboten. «Zwar gibt es allgemeine Merkmale, die mit extravertierten und introvertierten Persönlichkeiten in Verbindung gebracht werden, doch das sind vor allem Tendenzen», erklärt Birgit Kleim. Das heisst: Nicht alle Extravertierten und Introvertierten zeigen die genau gleichen Eigenschaften. Diese Beschreibungen sind verallgemeinert. So gibt es introvertierte Menschen, die in sozialen Situationen extravertiert wirken. Und extravertierte Charaktere, die ruhigere Momente bevorzugen, führt Kleim aus. Dafür gibt es eine Erklärung.

Kräftezehrend oder belebend?

Bei den beiden Polen geht es auch um die Art und Weise, wie Menschen ihre Batterien aufladen. Man stelle sich nun eine Sitzung vor, bei dem sich alle Beteiligte austauschen. «Für die einen kann dieser Austausch äusserst kräftezehrend sein, während andere geradezu aufblühen», erklärt Wiebke Bleidorn auf Anfrage. Selbst wenn die redende Person extravertiert wirken mag, ist es trotzdem eine introvertierte Neigung, wenn der Austausch als anstrengend erachtet wird. Das bedeutet: Im Grunde genommen können sogar Quasselstrippen introvertiert sein. Vorausgesetzt der Austausch ist für sie energieraubend und sie brauchen danach Zeit für sich, um den Energietank wieder zu füllen.

Also alles nur Klischee?

Heisst das, die Beschreibungen zu intro- und extravertiert sind nur Klischees? Nicht ganz, sagt Bleidorn. Auf den Durchschnitt betrachtet, treffen die meisten Klischeebeschreibungen über intro- und extravertiert zu. Die gängigen Beschreibungen können nämlich bereits darauf hindeuten, wie eine Person ihre Energie tankt. So tendieren Extravertierte, also laute und gesellige Personen, eher dazu, ihre Energie aus der Interaktion mit anderen Menschen zu gewinnen. Introvertierte, also ruhige und zurückhaltende Charaktere, hingegen eher durch Zeit allein oder in kleineren, vertrauten Gruppen, sagt Kleim dazu. «Aber das bedeutet nicht, dass Introvertierte nicht auch mal laut und gesellig sind», so Bleidorn. Die meisten Menschen passen nämlich ihre Persönlichkeit von Situation zu Situation an, führt Bleidorn weiter aus. Die Persönlichkeit des Menschen ist eben nicht nur ein einziger Farbklecks, sondern eine ganze Farbpalette.

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veröffentlicht: 23. Juni 2023 13:18
aktualisiert: 23. Juni 2023 16:55
Quelle: ArgoviaToday

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