Von «Sind deine Eltern vielleicht Architekten? Du bist so verdammt gut gebaut!», über «Ich hab meine Schlüssel verloren, kann ich bei dir schlafen?», zu «Ich bin so schlecht im Bett, das muss man einfach erlebt haben.» Anmachsprüche kommen nicht immer gut an. Da ist ein «Hey, wie gehts?» oder «Darf ich dich auf einen Drink einladen?» meist willkommener. Dennoch haben alle Sprüche eins gemeinsam: Sie brauchen Überwindung. Der Deutsche Flirt-Coach Matthias Pöhm lernt Männern, wie es ihnen leichter fällt, natürlich zu flirten.
Ein Anliegen im eigenen Sinne
Schlagfertig sein, vor einer Menschenmasse reden oder aktiv auf Personen zugehen: Eigenschaften, die nicht jedem gegeben sind. Auch Pöhm hatte seine Schwierigkeiten damit. Heute sagt er: Alles lernbar. «Ich hatte immer Freundinnen, aber das Kennenlernen waren eher Zufallsergebnisse», so der Coach. Aktiv auf Frauen zuzugehen, die ihm gefallen und nicht nur diejenigen, die er zufällig trifft, wurde ein Anliegen.
«So habe ich sieben Jahre lang systematisch Frauen angesprochen. Da kann man nicht verhindern, dass man besser wird», sagt Pöhm. Ganz nach dem Prinzip: Übung macht den Meister. Diese jahrelange Übung setzt er nun in seinen Flirt-Seminaren in Deutschland und Zürich ein und «zeige den Männern, wie es geht.»
Auch Life- und Flirt-Coach Esther Meyer aus dem Kanton Zürich ist der Meinung: «Wenn man schwimmen lernen kann, kann man auch flirten lernen.» Im Gegensatz zu Pöhm hat sie eher weibliche Klienten. «Ich spreche eher mit Frauen, kann mir aber vorstellen, dass sich Männer vielleicht eher bei männlichen Coachs aufgehoben fühlen.»
Nicht nur gehemmte Personen brauchen Rat
Die Idee, die erlernten Flirt-Kniffe an andere weiterzugeben, hatte Phöms Kollege – dem er notabene auch mit Tipps ausgeholfen hat. «Da ich als Rhetorik-Trainer sonst auch noch viele andere Kommunikations-Seminare gebe, habe ich das Flirten mit in mein Repertoire aufgenommen», sagt der 63-Jährige.
Flirten ist wie jede andere Kommunikationssituation, meint Pöhm. Sei es wie beim Präsentieren, beim Verhandeln oder Verkaufen. «Da gibt es Techniken, mit denen man einfach besser werden kann und diese wollen die Männer auch fürs Flirten lernen.»
Quelle: CH Media
Dennoch müsse man bei der Umsetzung im Hinterkopf haben, dass die Frauen unterschiedlich sind. Da man nicht weiss, wie die Frau vor einem tickt, «muss man beim Flirten den kleinsten gemeinsamen Interesse-Nenner finden und ein gutes Gespür haben.»
Die Flirt-Kurse bei Pöhms Seminarfactory besucht der Durchschnitt der normalen Gesellschaft. «Junge, Alte, Geschiedene, Verheiratete; Herzchirurgen, Profifussballer, Bäcker: Es ist ein altes Vorurteil, dass in Flirt-Seminaren nur gehemmte, von der Natur benachteiligte Männer wären.»
Soziale Medien desozialisieren
Heutzutage wird einem das Flirten mit den unzähligen Dating-Apps sogar erleichtert – oder eher verlernt? «Es ist sicherlich so, dass auf den Apps der erste Schritt einfacher gelingt, aber die Flirtenden fahren meist mehrgleisig. Das macht das Ganze nicht mehr so einzigartig und für das richtige Leben nicht einfacher», so Coachin Meyer.
Dennoch sieht die 42-Jährige Vorteile: «Ich will Dating-Apps nicht bloss verteufeln. Für Leute, die eher schüchtern, neu in einer Stadt sind oder viel arbeiten haben und deshalb abends nicht mehr in den Ausgang mögen, sind sie ein tolles Werkzeug.»