Zack, Bumm, Quietsch!

Fünf kuriose, laute und leise Fakten zum internationalen Tag gegen Lärm

· Online seit 27.04.2022, 16:01 Uhr
Der 27. April ist der internationale Tag gegen Lärm. Warum Lärm nicht nur krank, sondern auch dumm macht, welches das nervigste Geräusch der Welt ist und welche Schweizer Städte noch lauter sind als Zürich. Fünf kuriose Fakten zum Thema Lärm.
Anzeige

Zürcher Lärmpegel nur nationales Mittelfeld

2021 veröffentlichte die Zürcher Kantonalbank eine Studie zum Thema Immobilien und Wohnen. Und fand heraus, dass Lärm auch den Wert von Immobilien sinken lässt. Ab einem Lärmwert von 50 Dezibel werden Wohnungen pro 5 Dezibel mehr um jeweils 1 Prozent günstiger angeboten. Allein in Zürich seien dabei rund 100'000 Einwohner zu viel Strassenlärm ausgesetzt.

Klingt nach viel, ist aber nur nationaler Durchschnitt. Genf, Lugano und Lausanne sind die Spitzenreiter was den Lärm betrifft. So hat in Genf jeder dritte Haushalt eine Beschallung von über 60 Dezibel – dies entspricht laut ZKB-Studie einem Rasenmäher aus 10 Meter Entfernung und dürfte selbst bei geschlossenen Fenstern in der Wohnung wahrgenommen werden. Besonders ruhig lebt es sich hingegen in Winterthur, Bern und Aarau.

Das nervigste Geräusch der Welt

Quietschende Kreide auf der Schultafel oder noch schlimmer: Fingernägel, die darüber kratzen. Aber auch Messer oder Gabeln, die über Keramikteller reiben sorgen ganz schnell für ganz viel Gänsehaut und entgeisterte Blicke. Grund: Dabei entstehen extrem laute Töne mit einer Frequenz von bis zu 5000 Hertz.

Das menschliche Gehirn verbindet solche Geräusche mit Kreischen in Gefahrensituationen und schaltet deshalb sofort in den Alarmmodus. Unsere Evolution haben wir es auch zu verdanken, dass Kindergeschrei dafür bekannt ist, die meisten Stresshormone in unserem Körper freizusetzen. Schliesslich sind wir biologisch dafür vorgesehen, alles zu tun, damit es dem Nachwuchs an nichts fehlt.

Blickt man auf Umfragen, liest man immer wieder dieselben Antworten auf die Frage, welches Geräusch nun das nervigste ist. Das Piepsen von Lkws beim Rückwärtsfahren, das Geräusch von summenden Mücken, wenn man nachts schlafen will oder ein quietschendes Mikrofon.

Eine Studie des britischen Forschers Trevor Cox kam jedoch auf einen eindeutigen Sieger. So befragte er über eine Million Menschen zum Thema «Schlimmstes Geräusch der Welt» und erhielt eine klare Antwort: Das Geräusch, wenn sich ein Mensch übergeben muss.

Lärm macht krank und dumm

Chronischer Lärm lösst Stresshormone aus. Dauerhafter Stress wiederum erhöht den Blutzuckerspiegel und kann so das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkten und Herzschwäche fördern. Dies passiert laut aktuellen Studien bereits ab einem Schallpegel zwischen 50 und 60 Dezibel.

Heute weiss man aber auch, dass zu viel Lärm Konzentration, Lernfähigkeit und sogar Intelligenz schmälert. Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass 10 mehr Dezibel in Schulen einem Monat Rückstand in der Leseleistung der Schüler entsprachen.

Verstärkter Lärm mindert auch die Gedächtnisfunktion. So schnitten Kinder in fluglärmbelasteten Schulen durchschnittlich deutlich schlechter ab als in leiseren Lernumgebungen. Interessant: Dass Lärm ungesund ist, steht schon seit Jahrzehnten fest. So schrieb der Seuchenforscher Robert Koch 1910: «Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest.»

Der leiseste Ort der Welt

Die Mojave-Wüste, die Weiten Islands, eine dunkle Tropfsteinhöhle in Mexiko oder Eisschollen in der Antarktis. All diese Orte liegen auf den Listen der leisesten Orte der Welt weit oben. Jedoch können sie den beiden Spitzenreitern nicht das Wasser reichen. So sind die Orfiel Laboratories in den USA der zweitruhigste Ort der Welt: Ein schalltoter Raum, der Forschungszwecken dient.

Interessierte können den Raum sogar mieten. Jedoch nur unter Aufsicht. Der Grund: Kaum jemand hält es länger als 20 Minuten im Raum aus. Die komplette Abwesenheit von Lärm sei nämlich schwer zu ertragen. Manche Besucher berichten sogar von Halluzinationen.

Leiser ist es nur im «Gebäude 87» in den USA, einem Microsoft-Forschungslabor. Der Raum wird für Audio- und Gerätetests gebraucht und ist eine schalltote Kammer. Alle Reflexionen von Schall und elektromagnetischen Wellen werden im Innern absorbiert und völlig echofrei gemacht. Länger als 45 Minuten hielt es im Raum noch kein Mensch aus. Hier herrscht eine Stille von minus 20.6 Dezibel –  laut Guinness World Records der leiseste Ort der Welt.

Das lauteste jemals gemessene Geräusch war hingegen ein Vulkanausbruch in Indonesien im Jahre 1815. Hier wurden 320 Dezibel gemessen. Zum Vergleich: Das ist mehr als drei mal so laut als wenn man in der Disco direkt vor den Boxen steht, welche voll aufgedreht sind. Die allgemeine Schmerzschwelle bei Lärm liegt bei 120 Dezibel.

Lärm ist relativ

Wenn wir Lärm hören, wandern Geräusche in Form von Schallwellen zu unseren Ohren und werden von unserem Hirn als Signale verarbeitet. Bei dieser Verarbeitung verpassen wir den Geräuschen jedoch eine subjektive Bewertung und unterscheiden auch gleich laute Geräusche in «nervig» oder «nicht nervig». So haben zum Beispiel ein Staubsauger wie auch ein fliessender Gebirgsbach einen Schalpegel von etwa 70 Dezibel.

Während wir den Staubsauger als nervig einstufen ist das Rauschen des Baches eher wohltuend. Gleiches gilt für Autobahnverkehr, ein für die meisten überaus nerviges Geräusch. Doch in der Regel nicht viel lauter als das Rauschen des Meeres am Strand. Die Beispiele zeigen: Dezibel sind nicht gleich Dezibel. Was wir schlussendlich als Lärm wahrnehmen, hängt auch von uns selbst ab.

veröffentlicht: 27. April 2022 16:01
aktualisiert: 27. April 2022 16:01
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch