Neues aus der Zauberwelt

«Versaut es nicht, bitte» – das sagt ein Potter-Head zur geplanten Serie

15.04.2023, 22:11 Uhr
· Online seit 14.04.2023, 09:03 Uhr
Es wird schon lange erwartet. Es wird schon lange gemunkelt. Jetzt haben wir Gewissheit. «Harry Potter» kehrt auf die Bildschirme zurück. Doch ist das gut? Ein Kommentar von Luca Carecci.
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Was macht Warner Bros. als Nächstes aus der «Harry Potter»-Franchise? Diese Zitrone ist, rein monetär gesehen, noch lange nicht ausgepresst. Aber ist es wirklich nötig? Wird es gut? Oder bleiben wir zurück, wie wenn wir eine Nachricht von unserem Schwarm bekommen, uns die Hochzeit schon bildlich vorstellen können, dann aber doch wieder links liegen gelassen werden? Ich als Potter-Head bin mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Serien-Dings eine gute Idee finde. Genau aus diesem Grund: Der Angst, enttäuscht zu werden.

Aber fangen wir vorne an. Bei meiner Faszination mit der magischen Welt von J.K. Rowling. Genau an dieser Stelle soll noch erwähnt sein, ich schreibe nicht über Rowling als Person. Der Fakt, dass sie Queer feindliche Aussagen gemacht hat, ist erschütternd. Ich fokussiere mich hier auf meine Liebe zur Geschichte von «Harry Potter», den Büchern und die kommende Serie.

Erst nur eine langweilige Kassette

Meine erste Begegnung mit «dem Jungen, der überlebt hat» hatte ich in den Sommerferien in Italien, Ende der 90er. Meine Mutter kaufte mir dieses Hörbuch, von dem sie viel Gutes gelesen und gehört hatte. Ich fand es am Anfang todlangweilig. Da spricht nur einer (Rufus Beck) und Zauberer gibt es doch gar nicht. Spätestens nach der zweiten Kassette war ich aber infiziert und bin es bis heute, mit über 30, immer noch. Aus diesem Grund erlaube ich mir auch, meine Meinung zu diesem Thema öffentlich zum Besten zu geben.

Da es sich bei den sieben «Harry Potter»-Bänden um die bestverkaufte Buchserie der Welt handelt, ist auch klar, dass von Anfang an viele Leute das grosse Geld gerochen haben. Also natürlich nicht von ganz Anfang an. Da musste die Autorin erst mal mit zig Absagen klarkommen. Aber danach, versteht sich.

Die Filme waren Kassenschlager. So, dass man den siebten und letzten Teil sogar in zwei Hälften aufteilte und zwei Filme daraus machte. Heisst natürlich doppelt so viele Einnahmen. Finde ich in diesem Fall aber total ok. Denn in zwei Teilen hatten die Macher:innen doppelt so viel Zeit, die Geschichte der «Heiligtümer des Todes» in ihren Details zu erzählen. Ihr seht also, ich bin nicht komplett gegen alles.

Alles nochmals von vorne lesen und anschauen

Nach den Filmen passierte jahrelang nichts. Oder fast nichts. Wir Potter-Heads mussten die Bücher nochmals und nochmals lesen. Die Filme von vorne anschauen. Versteht mich nicht falsch, das war für uns kein Problem, ich mache das heute noch. Allerdings lechzte mein Fan-Herz nach mehr Geschichten aus Hogwarts.

Plötzlich war da ein Hoffnungsschimmer: «Harry Potter, das Theater». Nach hunderten, erfolglosen Versuchen ein Ticket für die Aufführung in London zu bekommen, habe ich aufgegeben. Ich kaufte mir das Buch, welches eigentlich einfach eine gebundene Version des Theater-Skripts ist, und habe die Geschichte einfach gelesen. Da fehlen natürlich die schönen Erzählungen, die Details der Landschaften, des Schlosses et cetera. Ich war halb zufrieden.

Lustigerweise habe ich gerade dieses Jahr von einer mir geschätzten und in Sachen «Harry Potter» vertrauten Person nur Positives über das Theater gehört. Was mich sehr gefreut hat. Nach weiterer Zeit ohne neue Geschichten aus der «Wizarding World» dann die grosse Ankündigung. Ein neuer Film, welcher in der «Harry Potter»-Welt spielt und eine spannende Nebengeschichte erzählen soll. «Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind». Die Geschichte von Newt Scamander. Und hier fängt die Negativspirale an, welche mich so sehr an der neuen «Harry Potter»-Serie zweifeln lässt.

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Gar nicht mal so fantastisch, diese Tierwesen

Natürlich rannte ich ins Kino, um Newt und seine Tierwesen zu bestaunen. Und ich muss sagen, ich war begeistert. Ja, tatsächlich begeistert. Mit Finesse und Raffinesse haben die Macher so viele Details in der Geschichte versteckt, welche nur «richtige Potter-Heads» verstehen. Zum Beispiel die Szene, in welcher Newt Popertina Dreck von der Nase wischt. Die, die’s checken, checken’s. Aber auch für das «normale» Kinopublikum war der Film ein Hit. Die Freude über Neues aus der magischen Welt, hat mich aber im ersten Moment etwas blind gemacht.

Erst beim zweiten Mal schauen, fallen mir gewisse Dinge auf, die mich stören. Zum Beispiel die Art und Weise, wie gezaubert wird. In den Büchern (und auch anfangs in den Filmen) sind Zaubersprüche kompliziert, müssen mit genauen Bewegungen ausgeführt werden, damit sie gelingen. Wir erinnern uns ans «wutschen und wedeln» aus dem ersten Teil, bei dem danach «es heist Leviosa, nicht LeviosAAAAA» zur legendären Passage aus «Der Stein der Weisen» wird.

In den neueren Filmen hingegen werden Flüche und Zauber geschossen wie aus Laserpistolen. Genaue Zaubersprüche oder Bewegungen, komplette Fehlanzeige. Auch die komplett gesuchte Entwicklung der Geschichte von «Fantastische Tierwesen» geht mir auf den Zeiger. Die Entwicklung der Feindschaft zwischen Dumbledore und Grindelwald ist weit weg von dem, was wir aus den Büchern wissen und hat dazu geführt, dass ich mir den letzten Teil der Trilogie gar nicht erst angeschaut habe.

Zu gut, um wahr zu sein?

Das alles bringt mich ins Hier und Jetzt. Die Ankündigung einer neuen «Harry Potter»-Serie. Was soll ich davon halten? «Versaut es nicht», ist mein erster Gedanke. Denn es klingt zu gut, um wahr zu sein. Ich lese von «einer Adaption, die nahe an den Geschehnissen in den Büchern ist» – mit Rowling als leitender Produzentin. Wie gesagt, tönt zu schön, um wahr zu sein.

Wie toll wärs, wenn es eine Serie gibt, die eins zu eins die Geschichte aus den Büchern erzählt. Auch wenn sie Trillionen Stunden dauert. Eine Serie, welche die in den Filmen komplett ignorierten, aber brillanten Seitenhandlungen erzählt. Zum Beispiel das ach so kleine, aber wichtige Detail, dass Neville anstatt Harry «der Auserwählte» hätte sein können. Oder der Teil in «Halbblutprinz», in dem Fudge «den anderen Minister» besuchen muss. Eine Serie, welche «die Rumtreiber» richtig porträtiert: Dann bin ich zu 1000% dabei! Count me the fuck in! Ich organisiere den Serien-Marathon – beim Barte des Merlin.

Wenn es aber wieder so rauskommt, wie bei «Fantastische Tierwesen», wenn Schlachten und Rivalitäten erfunden werden, wenn Charaktere verändert oder ganz weggelassen werden, wenn die Essenz, welche die Welt rund um Hogwarts so magisch macht, verwässert wird, dann lasst mich bitte in Ruhe. Ich bin in meinem Zimmer, lese die Bücher, mache keinen Mucks und tue so, als ob ich nicht da wäre.

veröffentlicht: 14. April 2023 09:03
aktualisiert: 15. April 2023 22:11
Quelle: Today-Zentralredaktion

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