Ava Gardner

«Liebe ist einfach nur anstrengend» – und doch lebte sie, als sei die Liebe alles

24.12.2022, 15:38 Uhr
· Online seit 24.12.2022, 15:21 Uhr
Sie war die Schillerndste, die Schönste, die Berühmteste im Hollywood der goldenen Jahre: Ava Gardner. Dabei war ihr Leben neben der Leinwand mindestens so spektakulär. Heute Samstag wäre Ava Gardner 100 Jahre alt geworden.
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Dreimal verheiratet. Ungezählte Affären. Und natürlich die Hollywood-Kassenschlager. Ava Gardner war die unumstrittene grosse Frau des Kinos von Mitte der 1940er-Jahre bis in die 1960er-Jahre.

Was so aussergewöhnlich an Gardner war: Sie blieb sich stets treu. Sie wollte niemandem gefallen. Sie war eigenständig – auch wenn sie mit den berühmtesten Männern der damaligen Zeit liiert war.

Filmstar statt Sekretärin

Gardner, geboren am 24. Dezember 1922 in North Carolina, war schon früh ein Freigeist. In ihrer Autobiographie schreibt sie, dass sie nie gerne zur Schule ging, «weil man da Schuhe tragen musste und nicht Barfuss sein durfte»: «Es ist eine spezielle Art der Freiheit.»

Gardner startete eine Ausbildung als Sekretärin, doch ihr Leben nahm einen anderen Verlauf – dank eines Besuchs bei ihrer Schwester in New York. Der Ehemann der Schwester hatte ein Fotostudio, machte ein Bild von Ava und nutze dieses als Werbung im Schaufenster. Ein Anwalt des Filmriesen MGM sah das Bild und organisierte sofort ein Vorsprechen für die Schönheit.

Dabei wollte Gardner eigentlich gar nie eine Filmkarriere. Sie sagte später einmal: «Kino mag nie mein Traum gewesen sein, aber ich kann offen sagen, als ich die Wahl hatte zwischen einem Sekretärinnenjob in Wilson, North Carolina, oder Hollywood und dabei die selbe Luft wie Clark Gable zu atmen – naja, die Wahl war nicht gerade schwierig.»

Die Frau neben dem Star

Doch Gardners Erscheinen in Hollywood hinterliess schon vor ihrem ersten Filmauftritt einen bleibenden Eindruck. Nachdem sie in den Filmstudios erschien, wurde sie durch die verschiedenen Aufnahmestudios geführt. Als sie dort den Star Mickey Rooney traf, fragte dieser die noch unbekannte Schönheit direkt nach einem Date.

«Er war so enthusiastisch, so witzig, so selbstsicher. Ich war noch immer ein Landei. Natürlich verliebte ich mich», sagte Gardner. Es folgte eine hitzige Romanze und nur wenige Wochen später die Hochzeit.

Und plötzlich war Gardner nicht einfach die Newcomerin in Hollywood, sie war die Frau des grossen Filmstars. Ihrer Karriere half das jedoch überhaupt nicht. Sie wurde lediglich als Schmuckstück im Hintergrund eingesetzt: kaum Sprechrollen, nur kurze Auftritte.

Laut Gardner war Mickey Rooney nur an «Alkohol, Wetten und anderen Frauen» interessiert. Nach einem Jahr folgte die Scheidung – am gleichen Tag, als Gardners Mutter an Brustkrebs starb.

Affären und der erste Skandal

Auch danach kam ihre Karriere nicht in Schwung. Sie spielte in mehreren eher belanglosen Filmen mit. Schlagzeilen machte sie wiederum nur mit ihren Beziehungen. So bandelte sie in dieser Zeit mit dem Milliardär Howard Hughes an, allerdings wurde nichts Ernstes daraus.

Dann lernte sie den Musiker Artie Shaw kennen. Es folgte eine weitere leidenschaftliche Beziehung, kurze Zeit später zog Gardner in die Villa Shaws ein – ein absoluter Skandal zu dieser Zeit: Gardner war eine der ersten Frauen Hollywoods, die offen unverheiratet mit einem anderen Mann lebte.

1945 heirateten sie. Ein grosser Fehler, wie Shaw später sagte: «Ich wollte Ava einfach besitzen – wir hätten besser einfach weiter unverheiratet zusammengewohnt.» Shaw wollte Ava nach seinen Vorstellungen formen: Er engagierte einen russischen Grossmeister, der ihr Schach beibrachte, er liess sie die grossen Werke von Dostojewski und Huxley lesen, sie durfte nur Mozart und Beethoven hören. Nach einem Jahr war die Ehe wieder vorbei – und scheinbar auch die Karriere Gardners.

Der Höhenflug vor der Kamera

MGM hatte kein Interesse mehr an der «ewigen Statistin» und verlieh sie an United Artists. Dort kam der Film «The Killers». Ein Film, der Ava Gardner zur Ikone des Film Noir machte – und einen Star.

Gardner: «Ich hab mir zuvor auch gar keine Mühe gegeben. Es waren ja nur so unbedeutende Rollen. Ich hatte auch gar nie wirklich die Ambition, eine richtige Schauspielerin zu werden. Nach dieser Rolle wusste ich: Vielleicht habe ich doch einen kleinen Funken Talent.»

Die Karriere Gardners nahm Fahrt auf, es folgten mehrere erfolgreiche Filme, ein viel lukrativerer Vertrag mit dem Studio. Sie genoss ihren Erfolg. Besuchte Nachtclubs. Hatte mehrere Affären.

Das Traumpaar Hollywoods

Dann traf sie 1949 Frank Sinatra. Er war noch immer mit Nancy verheiratet, hatte drei Kinder. «Es war Magie», sagte Gardner. So sehr sie auch ihre Beziehung geheim halten wollten, die Medien bekamen Wind davon und berichteten.

Wie in solchen Fällen üblich, war Gardner der Sündenbock. Während Sinatra als Playboy dargestellt wurde, bekam sie Hassbriefe, die Kolumnisten wandten sich gegen sie, christliche Gruppierungen forderten Boykotte ihrer Filme.

Doch Gardner liess sich nicht beeindrucken. «Ich wusste von Anfang an, dass ich mich nur an meine Prinzipien halten muss. Und wenn diese nicht mit jenen der anderen übereinstimmen, dann ist das nicht mein Problem», sagte sie.

1951 liessen sich Nancy und Frank Sinatra scheiden, nur sechs Monate später heiratete Frank Ava Gardner. Sie merkten jedoch rasch, dass sie sich zwar liebten, aber unmöglich zusammenleben können. Obwohl beide Kinder wollten, hatte Ava Gardner in dieser Zeit zwei Abtreibungen. Zwei Jahre später reichte Gardner die Scheidung ein. «Liebe ist einfach nur anstrengend», meinte Gardner. Sie fühlte sich, als wollten alle Männer sie «nicht einfach lieben, sondern besitzen».

Rückzug nach Europa

Gardner machte noch einige erfolgreiche Filme, doch die Schlagzeilen waren immer über ihr Privatleben. Im Jahr 1955 hatte sie genug. Sie verliess die USA und zog nach Spanien. «In Europa wird die Privatsphäre noch respektiert», sagte sie. Zurück reiste sie jeweils nur für Filmaufnahmen – meist wieder begleitet von Affären mit den Hauptdarstellern.

1968 verliess Gardner Spanien und zog nach London. Dort stand sie ebenfalls vor der Kamera, doch Spass hatte sie dabei nicht mehr: «Ein Filmstar zu sein ist unglaublich langweilig. Warum ich es trotzdem mache? Alles für das Geld, immer nur das Geld.»

Die grossen Filme wurden rarer, ihr Stern als Hollywoodstar sank. 1986 erlitt Gardner einen Schlaganfall und nach langer Krankheit starb sie schliesslich am 25. Januar 1990 in London im Alter von 67 Jahren.

veröffentlicht: 24. Dezember 2022 15:21
aktualisiert: 24. Dezember 2022 15:38
Quelle: FM1Today

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