Dem 47 Jahre alten Christian B. werden drei schwere Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch von Kindern in zwei Fällen vorgeworfen. Der Verdächtige soll die Taten zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig im deutschen Bundesland Niedersachsen hatte ihn im Oktober 2022 nach mehrjährigen und aufwendigen Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern angeklagt.
Schöffin soll befangen sein
Am Freitag hätte der Prozess beginnen sollen. Für den ersten Tag waren noch keine Zeugen geladen, es ging um die Verlesung der Anklage. Zum Auftakt des Prozesses stellte die Verteidigung aber einen Befangenheitsantrag gegen eine Schöffin, woraufhin die Verhandlung vorübergehend unterbrochen wurde.
Der Verteidiger argumentierte, dass die ehrenamtliche Richterin 2019 in mehreren Tweets zur Tötung des brasilianischen Ex-Präsidenten Javier Bolsonaro aufgerufen habe. «Tötet diesen Teufel, dieser Bastard muss vernichtet werden», soll die Schöffin geschrieben haben. Das mache sie als Schöffin untauglich, da ihre Sichtweisen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar seien.
Auch im Fall Maddie McCann unter Verdacht
Der Verdächtige steht seit dem Sommer 2020 im Fokus, nachdem deutsche Ermittler überraschend bekannt gaben, dass sie den vorbestraften Sexualstraftäter im Fall der vermissten Maddie aus Grossbritannien unter Mordverdacht haben. Die damals dreijährige Britin Madeleine McCann war im Mai 2007 im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve aus einer Ferienanlage verschwunden. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen. Er ist zwar nicht Gegenstand des aktuellen Prozesses in Braunschweig, könnte aber ein Vorentscheid für den Maddie-Prozess werden.
Während die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf alle angeklagten Taten anstrebt, geht Verteidiger Friedrich Fülscher von der Unschuld seines Mandanten aus und will Freisprüche erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
(sda/red.)
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