In einer Rede vor den rund 80 Teilnehmenden der Aktion sagte ein Redaktor, das Berner Modell habe in Bern über fünfzehn Jahre lang für Meinungsvielfalt gesorgt. Es habe auch als Triebfeder in den beiden Redaktionen gewirkt. Beide Redaktionen seien unabhängig gewesen und hätten sich gegenseitig angespornt.
Am 1. Oktober, wenn der Zürcher Tamedia-Verlag die beiden Redaktionen vereinigt, werde es vorbei sein mit diesen «zwei Seelen», sagte der Redaktor anlässlich der Aktion vom Dienstag vor dem Redaktionsgebäude von «Bund» und BZ.
Ein Komitee kämpft unter dem Titel «Keine halben Sachen!» gegen die Abbaupläne. Unterstützt wird es von den Mediengewerkschaften Impressum und Syndicom.
Im April hatte die TX Group, zu welcher Tamedia gehört, den Abbau von voraussichtlich 20 von 70 Vollzeitstellen in den beiden Berner Zeitungen angekündigt. Der Stellenabbau betrifft etwa 30 Personen.
Die Redaktorinnen und Redaktoren von «Bund» und «BZ» fordern, die Zahl der Entlassungen sei zu minimieren. So soll beispielsweise geprüft werden, ob Entlassungen durch Pensenreduktionen vermieden werden könnten.
Ein Manifest der beiden Redaktionen zugunsten der Fortführung des heutigen Modells haben nach Angaben eines Mitglieds der «Bund»- und BZ-Personalkommission vom Dienstag inzwischen über 900 Personen unterzeichnet.
Tamedia nicht glücklich mit Slogan
Tamedia-Co-Geschäftsführer Marco Boselli sagte am Dienstag auf Anfrage von Keystone-SDA, er sei nicht glücklich mit dem Slogan «Keine halben Sachen!». Das Gegenteil sei der Fall. Mit der Zusammenführung von «Bund» und BZ bringe Tamedia zwei Redaktionen zu einer Gesamtheit zusammen.
Die vereinte Redaktion werde sich durch grosse journalistische Stärke und Kompetenz auszeichnen und der rund halben Million Leserinnen und Lesern im Kanton und in der Stadt Bern mit gut recherchierten Geschichten sowie neuen Formaten ein qualitativ hochstehendes und vielfältiges Angebot bieten.
Boselli sagte weiter, aufgrund von Fluktuationen und der Reduktion von Stellenprozenten werde der Stellenabbau voraussichtlich kleiner ausfallen als im April angekündigt. Sämtliche Massnahmen und Entscheide stünden unter dem Vorbehalt der Konsultation des Personals, welche bevorsteht.
Boselli bestritt im April nicht, dass die Zusammenlegung der Redaktionen das Ende des sogenannten Berner Modells bedeutet.