Zu den drängenden Forschungsfragen rund um das Coronavirus gehört unter anderem diese. Warum ein Teil der mit Corona Infizierten anschließend Long Covid entwickeln und welche Therapie langfristig Erfolg versprechen könnte. Über eine wichtige Erkenntnis in diesem Zusammenhang berichtet ein Team des Universitätsklinikums Erlangen. Die Gruppe um Bettina Hohberger konnte nachweisen, dass bei einem Teil der Long-Covid-Betroffenen die Durchblutung der Netzhaut gestört ist. Die Forschenden gehen davon aus, dass die verminderte Durchblutung im Auge eine Störung in den kleineren Gefässen des gesamten Körpers zeigt.
Viele Ursachen für Long Covid
Das «International Journal of Molecular Science» berichtet von der Untersuchung an 42 Long-Covid-Patienten und sechs gesunden Kontrollprobanden. Nur Long-Covid-Erkrankte, bei denen sogenannte Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren nachweisbar waren, konnten an der Studie teilnehmen. Das Ergebnis soll demnach nur etwas über diese Untergruppe von Long-Covid-Betroffenen aussagen.
Viele Experten gehen davon aus, dass es vielerlei Ursachen für Long Covid gibt, neben Autoantikörpern wird beispielsweise auch darüber diskutiert, dass im Körper bleibende Viren oder Virusbestandteile die Beschwerden einiger Betroffener auslösen können. Die häufigsten Symptome der Long-Covid-Erkrankten waren Brain Fog, unter dem drei Viertel litten, Erschöpfung, die rund zwei Drittel betraf, sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden wie etwa Herzrasen oder Bluthochdruck – diese hatten gut 60 Prozent, heisst es weiter.
Verminderter Blutfluss häufiger bei Frauen
Der Blutfluss bei den Long-Covid-Betroffenen gegenüber den gesunden Teilnehmenden war vermindert. Laut der Studie war das bei den erkrankten Frauen auch ausgeprägter als bei Männern. Wie Autoantikörper und Blutzirkulation noch zusammenhängen, ist derzeit unklar, wie das deutsche Magazin «Der Spiegel» schreibt.
Andere Verfahren könnten ebenfalls Antikörper entfernen
«Möglicherweise verändern die Autoantikörper die Blutzellen oder die Blutgefäße, was die Einschränkung der Mikrozirkulation erklären könnte und zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führen kann», so Hohberger in einer Pressemitteilung zum Start des Forschungsprojekts im April. Eine im gesamten Körper gestörte Blutzirkulation in den feinsten Blutgefäßen sei «als Auslöser für die bisher beschriebenen Long-Covid-Symptome denkbar», wird die Ärztin zitiert.
(sib)