«Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund», zitierten US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. «Mein Sohn wurde gefoltert.» Zuvor hatte sie sich mit weiteren Familienangehörigen ein Überwachungsvideo angesehen, das nach Angaben der Staatsanwaltschaft zeigt, wie Polizeibeamte Irvo Otieno ersticken. Das Video wurde nicht für die Öffentlichkeit freigegeben.
Aus Gefängnis in Psychiatrie verlegt
Otieno war am 6. März in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung während des Aufnahmeprozesses gestorben, nachdem er aus einem Gefängnis dorthin verlegt worden war, wie die Staatsanwältin Ann Cabell Baskervill mitteilte. Otieno habe Hand- und Fussfesseln getragen und sei von den sieben Polizisten elf Minuten am Boden gehalten worden. «Er starb an Erstickung, weil er erdrückt wurde.» Baskervill sagte laut CNN, das Überwachungsvideo sei «extrem klar» und «extrem alarmierend». Die Polizisten und drei Krankenhaus-Mitarbeiter seien wegen Totschlags angeklagt.
We need JUSTICE for the unnecessary death of #IrvoOtieno! His mother Caroline Ouko — who is now a part of a tragic fraternity that NO parent wants to join — should not be having to grieve the loss of her kind and courageous son. Mental illness should not be a death sentence! pic.twitter.com/FdlSO1Shft
— Ben Crump (@AttorneyCrump) March 16, 2023
Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der bereits die Familie des bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd rechtlich unterstützt hatte, sagte laut CNN, das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise hätten, behandelten: Als Kriminelle anstatt als Menschen, die Hilfe brauchten. Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. «Er ist ihnen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv.» Man könne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch «brutal mit einem Knie an seinem Hals» fixiert werde.
Vergleich mit George Floyd
Crump verglich die Szenen im Video mit dem Tod von George Floyd, der im Mai 2020 von Polizeibeamten in Minneapolis mit Handschellen gefesselt, auf den Boden gedrückt und festgehalten wurde. Zwei Anwälte von Otienos Familie forderten laut «Washington Post» das Justizministerium auf, den Vorfall zu untersuchen.
Otienos Mutter Ouko sagte, ihr Sohn, der Hip-Hop-Musiker habe werden wollen, sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. März in Gewahrsam genommen worden sei – wegen eines mutmasslichen Einbruchs. Drei Tag später sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge «kämpferisch» geworden und sei zurückgehalten worden.
In den USA kommt es regelmässig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder Bestürzung über ähnliche Fälle.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.