In den Polizeistationen in dem Karibikstaat würden Anwälte abgewiesen, berichtete die Kubanische Menschenrechts- Beobachtungsstelle (OCDH) am Donnerstag. Auch sollten die Gerichte für eine Woche geschlossen bleiben, so dass in der Zeit keine Anträge gestellt werden könnten. Demonstranten würden derweil mit Willkür und Gewalt festgenommen. Wer freikomme, werde gezwungen, zu Hause zu bleiben.
Die OCDH wurde von ehemals inhaftierten kubanischen Dissidenten in Spanien gegründet. Ihre Informationen aus Kuba stammen nach eigenen Angaben von einem Netzwerk von Beobachtern vor Ort.
Am Sonntag hatten Tausende Kubaner in zahlreichen Städten für Freiheit, gegen Unterdrückung und Mangelwirtschaft demonstriert. Solche Proteste hatte es dort seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Kubas Wirtschaft leidet stark unter dem Einbruch des Tourismus in der Pandemie sowie unter US-Sanktionen. Es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten. Zudem stiegen die Corona-Zahlen zuletzt deutlich.
Obwohl der Internetzugang seit Sonntag überwiegend blockiert war, wurden nach und nach zahlreiche Videos von Protesten und Gewalt der Sicherheitskräfte in sozialen Medien verbreitet. Die autoritäre Regierung erklärte, es handle sich um gewaltsame Unruhen, die die USA angezettelt hätten. Staatspräsident Miguel Díaz-Canel rief dazu auf, die Kubanische Revolution in den Strassen zu verteidigen.
Offizielle Angaben zur Zahl der Festnahmen gab es nicht. In Listen, die im Internet über Menschen geführt wurden, deren Aufenthaltsort unbekannt war, standen mehr als 300 Namen. Das regierungskritische Nachrichtenportal 14ymedio berichtete unter Berufung auf Berichte aus der Bevölkerung, mehr als 5000 Menschen seien festgenommen worden - darunter zahlreiche Aktivisten und Journalisten. Die Regierung meldete bisher einen Todesfall, einige mehr wurden vermutet.