Der vom Grenzschutz erwartete Sturm grosser Gruppen von Migranten sei ausgeblieben, sagte der Sprecher des Geheimdienstkoordinators, Stanislaw Zaryn, am Montag im polnischen Radio. «Es hat sich nichts ereignet, mit dem unsere Leute nicht vorher schon zu tun hatten.»
Seit einer Woche warten Tausende Migranten im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus in der Kälte weiter auf Hilfe. Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta zeigte am Montag wieder Fotos von Menschen, die sich in provisorischen Lagern an Lagerfeuern wärmen. Die Migranten, die von belarussischen Sicherheitskräften ins Grenzgebiet gedrängt worden sein sollen, campieren trotz Minusgraden im Wald.
Mehrfach versuchten grössere Gruppen, die Zaunanlage in Richtung Polen zu durchbrechen. Allein am Sonntag registrierte Polens Grenzschutz 118 Versuche. Nach Zaryns Angaben harren auf der belarussischen Seite der Grenze derzeit mehr als 4000 Menschen in mehreren grossen Lagern aus. Eines davon befinde sich in der Nähe des Grenzorts Kuznica. Die EU wirft dem autoritären Machthaber Alexander Lukaschenko vor, Menschen aus Krisengebieten einschleusen zu lassen und sie dann in Richtung EU-Aussengrenze zu drängen.
Polens Grenzschutz äusserte zuletzt die Befürchtung, belarussische Sicherheitskräfte bereiteten die Migranten auf einen Durchbruch der Sperranlage vor. Im Camp hatten sich Gerüchte verbreitet, zu Wochenbeginn werde die Grenze geöffnet und die Menschen weiter nach Deutschland gelassen. Sowohl Polen als auch die deutsche Regierung dementierten dies von offizieller Seite.