Quelle: CH Media Video Unit
Im Ort Schuld in der Eifel wurden in der Nacht zum Donnerstag vier Häuser komplett und zwei weitere zur Hälfte weggespült. 50 bis 70 Menschen werden nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums vermisst. Weitere Gebäude in der Katastrophenregion seien vom Einsturz bedroht. «So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend», sagte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, in Mainz.
«Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwassergebieten durchleiden müssen», erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. «Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.»
Bilder aus dem Ort Schuld
Im Eifel-Landkreis Ahrweiler, in dem auch Schuld liegt, kamen fünf Menschen ums Leben. Alle seien nach bisherigen Erkenntnissen in den Fluten gestorben, teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz mit. Mehrere Orte waren laut Polizei wegen des Hochwassers von der Aussenwelt abgeschnitten.
Auch in Nordrhein-Westfalen bleibt die Lage angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpfen Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 15 Menschen starben.
Kanzlerkandidat Laschet besucht Hochwassergebiet
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet besuchte am Donnerstag Altena im Märkischen Kreis. Dort war am Mittwochnachmittag ein 46-jähriger Feuerwehrmann nach der Rettung eines Mannes aus einem überfluteten Stadtteil gestorben. Am Donnerstag war Altena noch immer von der Aussenwelt abgeschnitten.
Besonders schlimm war die Lage im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen. Dort kamen nach Behördenangaben acht Menschen ums Leben. Genauere Angaben zur Todesursache teilte der Kreis zunächst nicht mit. In mehreren Orten sei die Lage sehr kritisch, hiess es. Teilweise bestehe kein Zugang zu den Orten. Im Kreisgebiet sei die Kommunikation weitgehend ausgefallen. In Köln wurden zwei Menschen tot in ihren mit Wasser vollgelaufenen Kellern entdeckt. Auch aus Solingen, Rheinbach oder Kamen wurden Tote gemeldet.
In beiden deutschen Ländern hielten Rettungseinsätze vielerorts an, Soldaten der deutschen Streitkräfte halfen bei einigen mit. Seit Stunden läuft etwa in Rheinland-Pfalz ein grossangelegter Rettungseinsatz. Polizeihubschrauber seien unterwegs, um Menschen von Hausdächern oder aus Bäumen zu retten, berichtete Dreyer. Es gebe sehr viele Vermisste. Sie zu erreichen sei schwierig, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei.
Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland führten am Donnerstag weiterhin Hochwasser, sie waren am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag über die Ufer getreten. Strassen wurden überschwemmt, Keller liefen voll. Tausende Feuerwehrleute waren landesweit im Einsatz.
Vielerorts mussten Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Es gab auch grossflächige Stromausfälle. Betroffen waren vor allem das Bergische Land und die Eifel. Auch der Bahnverkehr ist durch die Überflutungen und den Dauerregen massiv beeinträchtigt. Die Bahn rief dazu auf, Fahrten von und nach Nordrhein-Westfalen nach Möglichkeit zu verschieben. Aufgrund von Streckensperrungen fuhren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien nicht oder nur eingeschränkt, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Auch auf den Autobahnen gibt es erhebliche Wetter-Folgen.
Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete am Donnerstag «eine Entspannung der Wetterlage». Zwar könne es weiterhin «punktuellen Starkregen» geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Nachrichtenagentur dpa. «Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.»
Die grössten Niederschlagsmengen gab es Manitta zufolge in einem breiten Streifen vom Sauerland über das Bergische Land und die Eifel, den Grossraum Köln/Bonn bis zur Grenze nach Luxemburg.