Russland

Putin entschuldigt sich wegen Lawrows Nazi-Vergleich

· Online seit 05.05.2022, 19:41 Uhr
Wegen eines Nazi-Vergleichs des russischen Aussenministers hat sich Wladimir Putin beim israelischen Ministerpräsidenten entschuldigt. Eine solche Handlung des russischen Präsidenten ist ungewöhnlich.
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Nach einem Streit um als antisemitisch kritisierte Äusserungen des russischen Aussenministers Sergej Lawrow hat sich Kremlchef Wladimir Putin nach israelischen Angaben entschuldigt. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett nach einem Telefonat mit Putin am Donnerstag mit. Bennett habe die Entschuldigung angenommen und «für die Klarstellung der Einstellung des Präsidenten zum jüdischen Volk und zum Holocaust-Gedenken gedankt».

Vom Kreml gab es für eine solche Entschuldigung zunächst keine Bestätigung. Dort hiess es lediglich, der russische Präsident habe in dem Telefonat die freundschaftlichen Beziehungen seines Landes zu Israel betont. Thema des Telefonats seien auch die Kämpfe in der Ukraine gewesen. Eine Entschuldigung Putins gilt als sehr ungewöhnlich.

In Israel für Empörung gesorgt

Lawrow hatte in einem Interview im italienischen Fernsehen zum Krieg in der Ukraine, das am Sonntag ausgestrahlt wurde, in Israel und auch in anderen Ländern für Empörung gesorgt. Moskau begründet den Angriff aufs Nachbarland auch mit einer angeblich erforderlichen «Entnazifizierung», obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jüdischer Abstammung ist.

Lawrow sagte dazu, auch Hitler habe «jüdisches Blut» gehabt. «Das heisst überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind.»

«Vollkommen haltlose Behauptung»

Israels Aussenminister Jair Lapid hatte daraufhin eine Entschuldigung verlangt. Lawrow propagiere «eine Umkehrung des Holocaust – indem die Opfer in die Verbrecher verwandelt werden, durch die Verbreitung einer vollkommen haltlosen Behauptung, Hitler sei jüdischer Abstammung». Zudem bestellte die israelische Regierung den russischen Botschafter zum Gespräch ein.

In der Mitteilung von Bennetts Büro hiess es zudem, der Regierungschef habe eine Bitte zur Prüfung verschiedener Möglichkeiten für eine Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol übermittelt. «Die Bitte kam im Anschluss seines Gesprächs mit Selenskyj gestern», hiess es in der Mitteilung. Putin habe versprochen, eine Evakuierung mithilfe eines humanitären Korridors der Vereinten Nationen sowie des internationalen Roten Kreuzes zu ermöglichen. Dies gelte auch für verletzte Zivilisten.

(sda/log)

veröffentlicht: 5. Mai 2022 19:41
aktualisiert: 5. Mai 2022 19:41
Quelle: sda

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