Der flache «Ai Pin» mit Kantengrössen von weniger als fünf Zentimetern wird per Magnet an der Kleidung fixiert und auf Brusthöhe getragen. Es hat kein Display, sondern wird über Sprache oder per Handgesten bedient. Eine Neuerung, die bei einem Scheitern des Pins Schule machen könnte: Der Magnet, der das Gerät hält, ist gleichzeitig die leicht austauschbare Batterie, die es mit Strom versorgt.
Die Kamera spielt dabei eine besondere Rolle: Sie ist sozusagen das Auge der Künstlichen Intelligenz. Denn die Software kann Objekte erkennen. Mitgründer Imran Chaudhri zeigt ihre Fähigkeiten, indem er eine Handvoll Mandeln vor die Linse hielt und fragte, wie viel Protein sie enthalten. «15 Gramm», war die Antwort, die sich exakt auf die erfasste Menge bezog. Danach zeigt Chaudhri dem «Ai Pin» ein Buch und lässt es online bestellen.
Bedenken zum Datenschutz
Wenn Kamera und Mikrofon eingeschaltet sind, blinkt ein gut sichtbares Licht an der oberen Kante des Geräts. Das soll Datenschutz-Bedenken zerstreuen. Chaudhri betont in einem Interview mit dem Technologie-Journalisten Om Malik, dass die Aufnahmen nur auf dem Gerät selbst und in der Cloud in einem nur für die jeweiligen Nutzer zugänglichen Bereich gespeichert werden. «Niemand wird sie verwenden, um etwas über sie zu erfahren.»
Den Vorteil davon, der Software über Sensoren Kontext zur aktuellen Situation zu liefern, sehen auch andere KI-Entwickler. So verkauft der Facebook-Konzern Meta in den USA nun bereits die zweite Generation einer Ray-Ban-Brille mit Kamera und Mikrofon. «Das erlaubt es ihrem KI-Assistenten, zu sehen, was sie sehen, und zu hören, was sie hören», betonte jüngst Meta-Chef Mark Zuckerberg. Und das Start-up RewindAI will einen Anhänger verkaufen, der alles mitschneidet und transkribiert, was man sagt und hört.
KI soll Bildschirme ersetzen
Beim «Ai Pin» demonstrierte Chaudhri die Echtzeit-Übersetzung zwischen Englisch und Spanisch. Und wenn Nutzer ihre Handfläche vor den Projektor halten, werden auf ihr Informationen zum Beispiel die Uhrzeit oder Informationen zum Wetter und der gerade abgespielten Musik angezeigt. Das Gerät, mit dem man auch kabellose Ohrhörer verbinden kann, kann auch auf den Musikstreaming-Dienst Tidal zugreifen.
Ein Ziel von Chaudhri und seiner Mitgründerin und Ehefrau Bethany Bongiorno mit dem Gerät ist, häufige Interaktionen mit Bildschirmen dank Künstlicher Intelligenz unnötig zu machen. So kann man die Software um eine Zusammenfassung der jüngsten Nachrichten und Anrufe bitten. Man kann aber auch nach einer bestimmten Information fragen, zum Beispiel einem Tür-Eingangscode, den man irgendwann einmal von einem Freund bekam.
Humane bringt den «Ai Pin» zunächst nur in den USA auf den Markt. Zusätzlich zum Kaufpreis von 699 Dollar werden pro Monat 24 Dollar für die Mobilfunk-Verbindung fällig. Das Start-up arbeitet bei Künstlicher Intelligenz unter anderem mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI zusammen. OpenAI-Chef Sam Altman ist auch ein Investor bei Humane.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
(sda/red.)