In der Wüste, wo das Festival stattfindet, ist es normalerweise staubtrocken. Nicht aber dieses Jahr: Ab Mittwoch schüttete es in der Black Rock City wie aus Kübeln. Schnell war der Boden aufgeweicht und Zelte überschwemmt – tausende Camperinnen und Camper steckten fest. Dies störte aber nur die wenigsten.
Wetter überraschte Burning-Man-Camper
«Wir haben es nicht erwartet», sagt Lučić. Im Camp rechnete man mit ausgeglichenem Wetter, etwas kühler als im Jahr zuvor, wo die Sonne ununterbrochen vom Himmel brannte. Anfangs war nur von leichtem Regen ab Mittwoch die Rede, die Realität sah aber anders aus. Als es stundenlang literweise Wasser vom Himmel schüttete, mussten die Camper eine Entscheidung treffen. «Wir haben überhaupt nicht daran gedacht, früher nach Hause zu gehen. Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, weil wir wussten, dass es sehr lange dauern wird, bis der Boden wieder trocken sein würde. Wir mussten unsere Vorräte bewusst einteilen – aber für uns war klar, dass wir bleiben und uns gegenseitig unterstützen werden», erklärt Anto Lučić, der im Aargau aufgewachsen ist, heute in Zürich wohnt und dieses Jahr bereits zum zweiten Mal am Burning Man teilgenommen hat.
Keine Katastrophe – sondern eine positive Erfahrung
In ihrem Wohnmobil boten Anto Lučić und seine Freunde anderen Campern, die nur ein Zelt zur Verfügung hatten, Unterschlupf. Sie teilten Essen und Kleider und machten das Beste aus der Situation. Für Lučić eine positive Erfahrung: «Es war mega schön zu beobachten, wie wir die zehn Principles durch diese Umstände richtig anwenden konnten. Es ware eine wunderschöne Erfahrung.»
Dementsprechend erstaunt war er auch über die primär negativen Schlagzeilen. «Was mich ein bisschen überrascht hat, war, was das in der Aussenwelt bewirkt hat. Wie negativ das Ganze aufgezeigt wurde. Natürlich gab es Teilnehmende, die Angst hatten und das Gelände verlassen haben, aber die Mehrheit, die den Empfehlungen des Burning Man gefolgt und im Camp geblieben sind, hatte eine wunderschöne Zeit», so Lučić im Interview.
Regen trennt Spreu vom Weizen
Doch nicht jeder konnte mit der Wüste, die sich innert weniger Stunden in eine Matschlandschaft verwandelte, so positiv umgehen wie Anto. «Ich konnte ganz klar sehen, wer den Spirit vom Burning Man in sich trägt und wer nur wegen dem Hype da ist und um Fotos auf Social Media zu posten. Ich nehme auch an, dass diese Erfahrung mit den extremen Regenfällen in diesem Jahr diejenigen, die diesen Spirit nicht in sich haben, davon abhalten wird, wieder zu kommen», ist sich Lučić sicher.
Für ihn ist klar: Er wird wieder kommen, auch wenn eine Woche Burning Man mit Flug und allem deutlich über 1500 Franken kosten kann. Die Zeit in der Wüste ist für ihn unbezahlbar. «Du bist umgeben von Leuten, die so voller Liebe und Dankbarkeit sind, du bekommst unzählige Umarmungen und Komplimente. Es ist pures Wohlbefinden und absolut beeindruckend.»