Während der Corona-Zeit stiegen viele auf das Velo um. Egal ob E-Bike, Mountainbike oder Rennvelo, die Nachfrage nach Zweirädern stieg bis um das Dreifache an. Bemerkt haben das auch die Velohändler – sie wurden regelrecht überrannt, doch die Lieferungen blieben aus und die Wartelisten wurden länger.
Bis zu 25 Prozent mehr an Lager
Nun treffen die Bestellungen fortlaufend ein. Das bemerkt auch Gilles Bregenzer, Mitarbeiter bei Bike2Go in Aarau: «Unser Lager füllt sich laufend. Vor allem das mit den Ersatzteilen.» Zwar komme es momentan weiterhin zu Lieferengpässen, jedoch bemerke man, dass sich alles wieder etwas normalisiert. «Ersatzteile, welche wir vor rund zwei Jahren bestellt haben, treffen vorzu ein», so Bregenzer. «Wir vermuten, dass alle Teile bis Mitte des nächsten Jahres da sind.» Bis jetzt hat Bike2Go in Aarau rund fünf Prozent zu viele Ersatzteile an Lager. Sie rechnen damit, dass sie bis Mitte nächsten Jahres rund 25 Prozent zu viele Ersatzteile an Lager horten müssen.
Wie Bregenzer erzählt, seien es vor allem zu viele Reifen, Lichter und Bremsscheiben. «Das sind alles Materialien, welche man oft braucht und die Leute ‹en Masse› bestellten», so Bregenzer. Auch E-Bikes und Mountainbikes sind im Überschuss bei den Aargauer Velohändlern erhältlich.
Bestellungen konnten nicht storniert werden
Dass es zu einem Überschuss von Velos und dessen Ersatzteilen kommt, ist laut Martin Platter, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Velolieferanten Velosuisse, nicht verwunderlich. «Die Nachfrage während der Corona-Zeit für Velos und Ersatzteile stieg um das Zwei- bis Dreifache.» So kam es, dass weder Produzenten noch Lieferanten mit den Lieferungen hinterhergekommen seien. «Das verursachte lange Wartezeiten und die Kundinnen und Kunden wurden ungeduldig.» Und bestellten die Produkte kurzum bei verschiedenen Anbietern, in der Hoffnung, die Wartezeiten so verkürzen zu können.
Ähnlich sah es bei den Händlerinnen und Händlern aus. Um den Lieferengpässen einiger Fabriken in Deutschland oder asiatischen Ländern auszuweichen, bestellten sie markant mehr Ware, im Ungewissen, ob und wann die Lieferungen kommen würde. «Manche der Bestellungen konnte man jedoch nicht stornieren und sie stapeln sich nun bei uns in den Lagern», wie Platter erzählt. Nun folgt laut Platter die Retourkutsche. «Die Nachfrage nach Velos sinkt und die Lieferkettenprobleme lösen sich auf.»
Die Teile zu entsorgen, ist weder für Bregenzer noch für Platter eine Option. «Wir sind nicht Zalando», so Platter. Sie werden bis in die nächste Saison im Lager gehalten und in die kommenden Velo-Reihen eingebaut oder als Ersatzteile für kaputte Velos benutzt. Um die Lager zu leeren, ist es für die Händlerinnen und Händler laut Platter auch eine Option, die Produkte mit Verkaufsaktionen anzubieten.