Wirtschaft

«Das Grundrauschen im Küchenbau ist positiv»

· Online seit 24.12.2021, 08:41 Uhr
Nach dem Abbau von 17 Stellen beim Aargauer Küchenbauer B. Wietlisbach AG kurz vor Weihnachten stellt sich die Frage: Steckt die Schweizer Küchenbau-Branche in der Krise? Die Antwort ist: Nein.
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Drei Viertel der gesamten Belegschaft der B. Wietlisbach AG in Dättwil und Stetten haben den blauen Brief erhalten. Das ergaben Recherchen von Radio Argovia. «Eine Weiterführung des Betriebs in der bisherigen Form würde zeitnah zu einer Zahlungsunfähigkeit führen», hiess es als Begründung in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens.

«Der Wettbewerb ist hart». Das sagt Rainer Klein, Geschäftsleiter beim Branchenverband Küche Schweiz auf Anfrage von ArgoviaToday. Derzeit gebe es in der Schweiz fast 2500 Betriebe, die Küchen anfertigen. Das Überangebot an Herstellern gerade im Objektgeschäft sei augenfällig. Das Objektgeschäft ist dasjenige Segment, welches den Küchenbauer Wietlisbach in Dättwil und Stetten in finanzielle Not gebracht hatte. Wenn für Grossüberbauungen Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte Küchen gebraucht werden, geht kleinen Playern auf dem Küchenbau-Markt oft die Luft aus. «In diesem Markt können wir nicht mehr bestehen», teilte Ronny Schmid, Mitglied der Geschäftsleitung bei der B. Wietlisbach AG auf Anfrage von Radio Argovia mit. Der Preisdruck sei enorm.

Keine Krise im Schweizer Küchenbau

Trotz des harten Verdrängungskampfes auf dem Schweizer Markt gehe es dem Küchenbau gut, so Rainer Klein von Küche Schweiz. «Das Grundrauschen in der Branche ist positiv». Seit Beginn der Corona-Pandemie bauten viele Haus- und Wohnungsbesitzer um – und nicht selten werde eine neue Küche bestellt. Und auch die langfristigen Aussichten seien für die Branche alles andere als schlecht, gibt sich Klein optimistisch «Die Bevölkerung in der Schweiz wächst bis 2040 auf mehr als zehn Millionen Einwohner an. Und das Essen dieser Menschen wird auch in Zukunft zum grössten Teil in einer Küche zubereitet».

Fachkräftemangel auch bei den «Küchelern»

Was aber im Pflege- und einigen anderen Bereichen ein bereits bekanntes Problem ist, bereitet auch den «Küchelern», wie die Küchenbauer liebevoll genannt werden, zunehmend Sorge. «Es fehlt vor allem an Planern, Objektbetreuern und Monteuren», sagt Rainer Klein. Innerhalb des Branchenverbandes versuche man, mit Um- und Weiterbildungen diesen Mangel abzufedern. Was für das Küchenbau-Gewerbe eine Knacknuss darstellt, ist für die Küchenbau-Fachkräfte selbst positiv: «Die Chancen, nach einem Stellenabbau oder einer Firmenschliessung bei einem anderen Küchenbauer wieder einen Job zu finden, sind gross», so Klein.

Für einige der 17 Personen, die nun kurz vor Weihnachten beim Aargauer Küchenbauer B. Wiedlisbach AG die Kündigung erhalten haben, dürfte das nicht gerade eine frohe, aber zumindest eine gute Nachricht sein.

veröffentlicht: 24. Dezember 2021 08:41
aktualisiert: 24. Dezember 2021 08:41
Quelle: ArgoviaToday

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