Zugunglück

«Dass eine Böe einen Zug zum Entgleisen bringt, hat es bei uns noch nie gegeben»

03.04.2023, 15:46 Uhr
· Online seit 03.04.2023, 15:45 Uhr
Die Betroffenheit und die Überraschung bei den Bahnunternehmen ist gross nach den beiden Zugentgleisungen vom Freitag. Über weitere Massnahmen wollen die Verantwortlichen entscheiden, wenn die Untersuchungsergebnisse zu den Unfällen vorliegen.

Quelle: TeleBärn

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Für die beiden regionalen Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) und Aare Seeland mobil AG (ASM) kamen die Zugsentgleisungen in Büren zum Hof und in Lüscherz sehr überraschend. Man habe gewusst, dass das Wetter schlecht sei. Dass aber eine Böe einen Zug zum Entgleisen bringen könne, habe es im Mittelland bis dato noch nie gegeben. Sie seien alle sehr betroffen, sagt die Mediensprecherin der RBS, Christine Schulz. Beim Zugunglück in Büren zum Hof auf der Strecke Solothurn-Bern waren am Freitag 12 Menschen verletzt worden, eine davon schwer.

Grosse Schäden an Zügen und Infrastruktur

Die Bahninfrastruktur ist beim Unglück stark beschädigt worden. Rund 150 Meter Fahr- und Speiseleitung müssten ersetzt werden, zwei Fahrleitungsmasten seien umgekippt und die Gleise seien auf eine Länge von ungefähr 100 Metern verformt, sagt Christine Stutz. Aktuell sei die Strecke wieder einspurig befahrbar und man gehe davon aus, dass der Streckenabschnitt nach Ostern wieder normal auf beiden Spuren benutzt werden könne, sagt die Mediensprecherin.

Der verunglückte Zug von Büren zum Hof wurde am Samstag mit schwerem Gerät geborgen, auf einen Tieflader verladen auf der Strasse in ein Zwischenlager gebracht, wo er nun untersucht wird. Er sei sehr stark beschädigt, sagt Christine Schulz. Man wisse deshalb noch nicht, ob und was davon noch reparier- und brauchbar sei.

Auch bei der ASM sei man sehr erstaunt und tief betroffen nach dem Unfall. Man sei am Freitag völlig überrascht worden vom Ereignis, sagt Direktor Fredy Miller. Beim Unfall in Lüscherz wurden drei Personen verletzt. Das Gleis im Bereich des Unfalls habe keinen Schaden genommen, an der Fahrleitung müssten aber noch Reparaturen vorgenommen werden, sagt Fredy Miller. Es müsse auch ein neuer Mast gesetzt werden. Die betroffene Strecke werde seit Sonntag wieder normal befahren.

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Aktuell laufen bei beiden Ereignissen die Abklärungen der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST. Dort wird unter anderem geklärt, ob tatsächlich die Windböen für die Entgleisung der beiden Züge verantwortlich sind, was sehr wahrscheinlich ist. Wenn die Ergebnisse dieser Untersuchung vorliegen, werden sich die Verantwortlichen beider Unternehmen mögliche und nötige Massnahmen für die Zukunft überlegen. Konkrete Pläne oder kurzfristige Massnahmen planen weder der RBS noch die ASM.

Reisen mit dem Zug weiter sicher

Reisen mit dem Öffentlichen Verkehr gilt eigentlich als sehr sicher. Dass nun gleich zwei Züge innerhalb von wenigen Minuten entgleist sind, ist sehr ungewöhnlich. Dass man deshalb als Fahrgast ein etwas mulmiges Gefühl haben könnte, wenn man bei starkem Wind in einem Zug sitzt, das versteht RBS-Mediensprecherin Christine Schulz sehr gut. Sie sei aber überzeugt, dass Bahnfahren auch in Zukunft sehr sicher sein werde. Man sei bei der RBS aber auch bestrebt, den Faktor Wetter noch intensiver mit in die Risikobewertung einzubeziehen.

Auch für ASM-Direktor Fredy Miller bleibt Zugfahren sicher. Das Ereignis am Freitagnachmittag sei sicher eine grosse Ausnahme. Es sei schlicht kaum zu glauben, dass eine Windböe ein rund 40 Tonnen schweres Fahrzeug aus den Schienen heben könne. Man sei bei der ASM nun aber gewarnt und werde sich nötige Massnahme überlegen.

veröffentlicht: 3. April 2023 15:45
aktualisiert: 3. April 2023 15:46
Quelle: 32Today

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