Kinderfilme wie «Die wilden Kerle» und «Teufelskicker» leben es vor – Fussball ist ein Sport für Männer und Jungs. Dieses Klischee sei längst überholt und stimme überhaupt nicht, erklärt Thomas Müller, Trainer der 1. Mannschaft der Frauen in Erlinsbach. Eine konkrete Statistik existiert zwar nicht, aber: «Der Frauenfussball wurde in den letzten Jahren immer athletischer und es kommen auch immer mehr Mädchen zu den Juniorinnen», sagt Müller weiter.
Auch Silvia Augstburger, Verantwortliche Frauen beim Aargauer Fussballverband (AFV), beobachtet einen Aufschwung beim Frauen- und Mädchenfussball: «Natürlich sind es schon viel mehr Mädchenteams als noch vor zehn Jahren. Aber trotzdem bin ich noch nicht ganz zufrieden.» Laut Augstburger müssten die Vereine unter anderem Geld in die Hand nehmen und für die Jungen und Mädchen die gleichen Bedingungen schaffen. Nur so könnten mehr Mädchen im Verein spielen.
«Bei uns gibt es fast keine Unterschiede», erklärt Thomas Wassmer, Leiter Juniorinnen- und Frauenfussball FC Rupperswil, auf Anfrage von ArgoviaToday. «Alle unsere Teams haben ein Recht auf genügend Trainingsplätze, sie bekommen Trainingskleider und beim Trainingsmaterial schauen wir, dass kein Team zu kurz kommt. Nur die 1. Mannschaft der Herren hat mehr Platz beim Training.» Die Herren hätten ein ganzes Feld zur Verfügung, die Frauen hingegen nur ein halbes. Dies allerdings nur, weil Herren mit grösserem Kader trainieren und die Trainingsschwerpunkte viel mehr Platz benötigen. «Wir haben es uns ganz gross auf die Fahne geschrieben, dass Frauen die gleichen Privilegien wie die Herren haben.»
Laut Luigi Ponte, Präsident des Aargauer Fussballverbandes, sind Erlinsbach und Rupperswil ein Vorbild im Aargauer Frauenfussball. Leider seien die Mädchen- und Frauenteams in den meisten anderen Gemeinden nicht so konstant. «Bei den Frauen waren das Gruppen, die sich gefunden hatten. Der Unterbau fehlte aber und die Investitionen in die Juniorinnen-Teams», erklärt auch Thomas Müller. So lösen sich die Teams nach einigen Jahren wieder auf.
In den Frauenfussball müsste mehr investiert werden. Da sind sich Silvia Augstburger und Thomas Müller einig. Nur ist dies laut Müller nicht ganz so einfach. «Es braucht Männerclubs, die dieses Geld abschreiben. Das wäre aber sicher in der ersten Zeit ein Negativgeschäft.»
Im internationalen Vergleich sieht die Schweiz in Bezug auf den Frauenfussball alt aus. Grosse Clubs im Ausland können einen gewissen Betrag für die Frauenteams abschreiben. «Ein FC Aarau kann dies jedoch nicht mit einem Budget von sieben Millionen», ergänzt Müller.
Laut Silvia Augstburger laufen aktuell verschiedene Projekte, um den Frauen- und Mädchenfussball anzukurbeln – so werden unter anderem Technikkurse, Infoveranstaltungen und Turniere organisiert.