Aargau/Solothurn

Klares Nein zur Aufwertung: Bevölkerung schickt Zentralstrassensanierung bachab

Abstimmung

«Der Bauwahnsinn in Wohlen muss gestoppt werden» – Bevölkerung lehnt Zentralstrassenaufwertung ab

· Online seit 10.06.2024, 06:14 Uhr
Das Wohler Stimmvolk hat die Aufwertung der Zentralstrasse/Postplatz mit einer Mehrheit von 60 Prozent abgelehnt. Während der Gemeinderat diesen Entscheid bedauert, freut sich SVP-Einwohnerrat Manfred Breitschmid über die differenzierte Wahl der Stimmberechtigten.
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Seit rund 14 Jahren beschäftigen sich der Kanton und die Gemeinde mit der Gestaltung der Wohler Zentralstrasse. In den Jahren 2010 und 2011 wurde ein Projektwettbewerb mit dem Ziel durchgeführt, den Strassenraum aufzuwerten. Daraus resultierte im Jahr 2017 ein Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK Zentralstrasse). Anschliessend begann der Kanton mit der Projektierung, weil es sich um eine Kantonsstrasse handelt. Vergangenen Herbst wurde dann das konkrete Bauprojekt, über dessen Finanzierung am Sonntag abgestimmt wurde, präsentiert.

«Die Finanzierung des Projekts wäre massgeblich durch Kantons- und Bundesmittel unterstützt worden. Die Gemeinde Wohlen hätte sich mit 4,6 Millionen Franken daran beteiligen müssen», schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung. Der Einwohnerrat lehnte allerdings mit einem knappen Entscheid die Kostenbeteiligung der Gemeinde am Projekt ab. Dagegen wurde das Referendum ergriffen.

Gemeindeammann überrascht Deutlichkeit 

Nun hat sich aber die Mehrheit der Wohler Stimmbevölkerung gegen die Aufwertung der Zentralstrasse ausgesprochen. Der Gemeinderat bedauert diesen Entscheid, wie Gemeindeammann Arsène Perroud im Gespräch mit Radio Argovia sagt. «Bereits letzte Woche hat sich im Abstimmungskampf gezeigt, dass wir wohl mit diesem Resultat rechnen müssen.» Dennoch sei Perroud über das Ergebnis überrascht.

Woran es lag, ob der Betrag zu hoch sei oder das Bedürfnis nicht gedeckt, müssen sie jetzt analysieren, so der Gemeindeammann. Jedoch fallen für etwaige Sanierungen, die an der Zentralstrasse durchgeführt werden müssen, so oder so Kosten an. Zusammen mit dem Kanton als Strasseneigentümer wird die Planung der Arbeiten vorgenommen – allen voran müssen die Haltestellen barrierefrei umgestaltet werden. «Die gesetzliche Vorgabe muss unabhängig des Aufwertungsprojekts zeitnah umgesetzt werden», heisst es in der Mitteilung.

«150 Millionen Schulden in Wohlen»

Manfred Breitschmid, Fraktionspräsident SVP Wohlen-Anglikon, ist gegen die Aufwertungspläne der Zentralstrasse und freut sich über die Abstimmungsergebnisse. «An diesem Sonntag bin ich sehr glücklich. Das zeigt mir, wie differenziert und vernünftig die Wohler Stimmbevölkerung ist. Die Mehrheit hat gesehen, dass die Ausführung einfach nicht optimal ist. Keine Velospur mehr, die Fahrspur verengt – da bleibt die Sicherheit der Fussgänger und Velofahrer auf der Strecke.»

Dazu steuere Wohlen auf 150 Millionen Franken Schulden zu, dazu werde es auch wieder die gleichen Diskussionen rund um den Steuerfuss geben. Für Breitschmid ist indes klar, dass die Wohler Bevölkerung spüre, dass dem aktuellen «Bauwahnsinn» in Wohlen Einhalt geboten werden müsse. «Was den Steuerfuss anbelangt, liegt Wohlen auf dem drittletzten Platz im Freiamt – das kann so nicht weitergehen», sagt Breitschmid gegenüber ArgoviaToday. Auch die lange Dauer des Planens und der Projektierung zeige ihm deutlich, dass es wohl eine Pause brauche. «Wir fliegen nicht zum Mond oder zum Mars. Da muss man sich doch schon mal fragen, was die machen und warum die Projektierung so lange dauert.»

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2428 Wohlerinnen und Wohler stimmten gegen die sogenannte Aufwertung, aber für die Sanierung der Kanalisation im gleichen Strassenabschnitt. Die zweite Vorlage, über die in Wohlen am Sonntag befunden wurde, ging nämlich um einen Verpflichtungskredit über 700'000 Franken für die Sanierung und Erneuerung der Kanalisation in jenem Strassenbereich. Diese wurde mit 2043 Ja-Stimmen zu 1953 Nein-Stimmen gutgeheissen. Inwiefern diese Sanierung aufgrund der Ablehnung des Gesamtprojekts nun jedoch vorgenommen werden könne, müsse noch geklärt werden, teilt der Gemeinderat mit.

veröffentlicht: 10. Juni 2024 06:14
aktualisiert: 10. Juni 2024 06:14
Quelle: ArgoviaToday

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