Die Schweiz feiert – die ganze Schweiz?

DEN Geburtstag der Schweiz gibt es so nämlich nicht. So wird der 1. August 1291 als Gründungsdatum mit Rütlischwur und allem Drum und Dran erst seit der 600-Jahrfeier 1891 regelmässig gefeiert. Im Bundesbrief ist als Datum «Anfang August» verzeichnet, der Erste des Monats passt da zwar, aber so genau lässt es sich nicht sagen, ob tatsächlich dann die Eidgenossen sich Treue im Kampf gegen die bösen Habsburger auf der Rütliwiese geschworen haben. Und erst seit 1994 ist unser Bundesfeiertag auch wirklich ein gesetzlicher Feiertag.

Dann gibt es auch noch andere Daten und Ereignisse, welche für die Schweiz bedeutend sind und geeignete Daten für einen Feiertag liefern würden. Und 2023 bietet einiges: So gab sich die Schweiz nach der Beendigung des Sonderbundkriegs am 12. September 1848 – also vor 175 Jahren – eine neue Verfassung, die den modernen Bundesstaat begründete. Dieser war aus heutiger Sicht noch nicht über alle Zweifel erhaben. Nur einige Beispiele: Der Krieg hatte zwar mit wenigen Opfern geendet, trotzdem gab es eine Verliererseite, die katholisch-konservativen Kräfte fühlten sich durch die neue Verfassung minorisiert; die Juden erhielten erst später ihr Recht auf Niederlassung und noch später freie Religionsausübung, das Instrument der Volksinitiative gibt es erst seit 1891 und die Frauen mussten auf ihr Stimmrecht noch einmal 80 Jahre lang warten.

Also, wie alt wird denn die Schweiz nun? Wir haben uns auf den Strassen Aaraus bei Passantinnen und Passanten umgehört. Nicht ganz zufällig genau da. Im Zusammenhang mit der Aargauer Kantonshauptstadt gibt es nämlich ein anderes Datum, das neben dem 1. August 1291 auch mal vergessen geht: Am 12. April 1798 rief die französische Besatzungsmacht die Helvetische Republik aus und machte Aarau kurzzeitig zu ihrer «ersten Hauptstadt». Die Antworten und die Wünsche für die Schweiz der Zukunft siehst du oben im Video.