Aargau/Solothurn

Hohe Flüchtlingszahlen fordern Gemeinden: «Wir suchen seit einer halben Ewigkeit eine 4,5-Zimmer-Wohnung»

Asyl

Hohe Flüchtlingszahlen fordern Gemeinden: «Wir suchen seit einer halben Ewigkeit eine 4,5-Zimmer-Wohnung»

· Online seit 16.12.2022, 06:28 Uhr
Der Kanton muss Flüchtlinge wieder unterirdisch unterbringen und in bestehenden Unterkünften mehr Betten aufstellen. Doch auch die Gemeinden sind gefordert. Leere Wohnungen sind rar. Die Mitte-Grossrätin Franziska Stenico will von der Regierung Antworten zu Containerlösungen.
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Die Bundesasylzentren haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Deshalb verteilt der Bund seit Oktober auch Geflüchtete auf die Kantone, die noch keinen Asylentscheid haben. Im Aargau musste deshalb die unterirdische geschützte Operationsstelle (Gops) beim Spital Muri in Betrieb genommen werden, und in den bestehenden kantonalen Unterkünften werden mehr Menschen untergebracht.

Insgesamt würden 240 zusätzliche Betten aufgestellt, sagte Stephan Müller, Leiter Betreuung beim kantonalen Sozialdienst, letzte Woche an der Infoveranstaltung zur Gops in Muri. In Reinach zum Beispiel müssen sich bald 16 anstatt acht Personen eine 5,5-Zimmer-Wohnung teilen.

Die vielen Menschen, die hier Schutz suchen, sind auch für die Gemeinden eine grosse Herausforderung. Sie müssen auf dem oftmals ausgetrockneten Markt Wohnungen finden. Manchmal werden ihnen regelrechte Bruchbuden angeboten. In der Vergangenheit machte etwa die Asylunterkunft der Gemeinde Hägglingen wegen ihres desolaten Zustands Schlagzeilen.

Die Decke des Hauses, in dem zehn Geflüchtete untergebracht sind, schimmelt. Die Lüftung ist verdreckt, das Badezimmer schmutzig. Er könne so nicht leben, sagte ein Ukrainer gegenüber der «Rundschau» von SRF.

Vermieter wollen keine Flüchtlinge als Mieter

Mitte-Grossrätin Franziska Stenico ist als Frau Vizeammann in Beinwil (Freiamt) zuständig für die Unterbringung von Geflüchteten. Es sei wahnsinnig schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden, sagt sie. «Wir können Geflüchtete nicht in Bruchbuden unterbringen, aber natürlich auch keine Einfamilienhäuser für 5000 Franken pro Monat mieten.» Dazu seien die Unterbringungspauschalen zu tief.

Aber nicht immer ist das fehlende Angebot schuld. In Beinwil lebe eine 6-köpfige Familie aus Afghanistan in einer 2,5-Zimmer-Wohnung, sagt Stenico. «Wir suchen seit einer halben Ewigkeit eine 4,5-Zimmer-Wohnung.» Aber es gebe Vermieter, die Liegenschaften lieber leer stehen lassen, anstatt sie an Flüchtlinge zu vermieten.

Beteiligt sich der Kanton an Containerlösungen?

Sie habe bereits überlegt, Container zu mieten und aufzustellen, um vorbereitet zu sein, falls während der Wintermonate noch mehr Menschen hier Schutz suchen oder es Anschlusslösungen für privat untergebrachte Ukrainerinnen und Ukrainer brauche. «Aber auch hier stellen sich Fragen», sagt Stenico. Wo sollen die Container hin? Können sie auf Landwirtschaftsland gestellt werden? Was ist mit der Baubewilligung und allfälligen Einsprachen? Beteiligt sich der Kanton an den Kosten für die Container?

Es sind Fragen, welche die Mitte-Grossrätin in einer kürzlich eingereichten Interpellation auch dem Regierungsrat stellt. Die Antwort ist noch ausstehend.

veröffentlicht: 16. Dezember 2022 06:28
aktualisiert: 16. Dezember 2022 06:28
Quelle: Aargauer Zeitung

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