Ein Thema, das immer wieder für Aufregung und Unbehagen sorgt: die Elterntaxis. Mehrmals am Tag strömen die Eltern in Scharen an die Schule, um ihre Kinder in den Unterricht zu bringen und später dann abzuholen. So auch beim Kindergarten Schönbühl in Seon. Ein User zeigt in einem Post in der Facebook-Gruppe «du bisch vo seon, wenn...» wie sich eine Kolonne von Elterntaxis kurz vor Mittag auf dem Trottoir mitten in einem Wohnquartier stauen.
Chaos vor Kindergarten Schönbühl
Zu beobachten ist das Taxi-Chaos seit Anfang Dezember 2023. Bis vor Kurzem konnten die Eltern ihre Kinder noch auf einem Kiesplatz bei der Trafostation abladen. Bei dem Parkplatz handelt es sich zwar nicht um einen öffentlichen Platz, gestört hat sich bislang daran jedoch niemand.
In unmittelbarer Nähe des Kindergartens wird nun ein neues Einfamilienhaus gebaut. «Um unsere Firmenfahrzeuge und Baustelleninstallationen abzustellen, haben wir bei der Gemeinde Seon den Kiesplatz gemietet», so Bauleiterin Jennifer Urech von der Baufirma Roth Bau+Planungs AG auf Anfrage. «Es ist für uns wichtig, dass der Platz von Elterntaxis gemieden wird. Schliesslich kann es für Kinder gefährlich sein, wenn sie sich in der Nähe von solch grossen Baustellenfahrzeugen aufhalten», sagt Urech. Der Kiesplatz ist somit für die Elterntaxis für das nächste halbe Jahr unzugänglich.
Aufgrund der Situation hat die Schule Seon den Eltern in einem Schreiben mitgeteilt, dass es ihnen bis im August 2024 untersagt sei, die Elterntaxis auf dem Kiesplatz abzustellen. Stattdessen raten sie den Eltern: «Unbedingt notwendige Elterntaxis sollen an der Kirchtalstrasse halten und ihre Kinder dort aus- und einladen.» An den Rat der Schule haben sich die Eltern offenbar gehalten.
Nachbarschaft stört sich an Elterntaxis
«Seit der Baustelle werden vermehrt Fahrzeuge auf der Kirchtalstrasse abgestellt», so Raoul Kuprecht, Leiter Bau, Planung und Umwelt der Gemeinde Seon, gegenüber ArgoviaToday. Diese reihen sich nun in Reih und Glied am Trottoir —mitten in einem Wohnquartier —hintereinander an. «Durch die parkierten Autos wird nicht nur das Trottoir, sondern auch mein Carport blockiert», schreibt ein Anwohner im oben genannten Facebook-Post. In den Kommentaren erhält er von den Usern grossen Zuspruch.
Dass sich die Nachbarschaft an den Elterntaxis stört, ist auch dem Bauunternehmen sowie der Schule in Seon bekannt. «Wir haben von einem Nachbarn ein Schreiben mit einem Bild erhalten, auf dem man sieht, wie sich eine regelrechte Fahrzeug-Kolonne bildet», so Oswald Wernli, der Schulleiter des Kindergartens und der Primarschule in Seon ist. Um der Verkehrssituation etwas entgegenzuwirken, werden in den kommenden Wochen vermehrt durch die Regionalpolizei Kontrollen durchgeführt. So steht es im Schreiben der Schule. Und auch die Bauverwaltung in Seon erklärt auf Anfrage: «Wenn die abgestellten Fahrzeuge auf der Kirchtalstrasse die Verkehrsregeln nicht einhalten, werden diese durch die Polizei gebüsst».
Seon wäre nicht die erste Aargauer Gemeinde, welche härtere Massnahmen aufgrund von Elterntaxis einführen würde. In der ehemaligen eigenständigen Gemeinde Turgi sind im vergangenen Jahr Bussen in Höhe von 80 Franken an Eltern verteilt worden, welche sich nicht an die Verkehrsregeln hielten.
Elterntaxis können nicht vermieden werden
In den Kommentaren ist vermehrt zu lesen, dass die Elterntaxis ohnehin «abgeschaffen» oder «verboten» werden sollen. Laut Wernli ist das in der Gemeinde Seon aber so gut wie unmöglich: «Bei dem Doppel-Kindergarten Schönbühl handelt es sich um einen Kindergarten, welcher sich in dezentraler Lage befindet. Das bedeutet, dass er ausserhalb des Zentrums von Seon liegt.» Einige der Kinder müssen deshalb einen Weg von mehr als einem Kilometer auf sich nehmen. «Das kommt daher, dass die Kinder im nächstgelegenen Kindergarten schlicht und ergreifend keinen Platz mehr frei hatten und deshalb in einen weiter gelegenen Kindergarten eingeteilt wurden. Die Gemeinde ist in den vergangenen Jahren rasch gewachsen», so Wernli. Zudem kommt, dass viele der Kinder neuerdings bereits mit vier Jahren in den Kindergarten müssen. «Das führt dazu, dass die Eltern die Kinder vermehrt aus Angst sowie Zeitgründen in den Kindergarten fahren», sagt Wernli.
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Der Schule sind somit die Hände gebunden. «Wir können den Eltern in der Umgebung leider keinen besseren Platz anbieten, um ihre Kinder beim Kindergarten auszuladen», sagt Wernli weiter. «Wir können lediglich darauf hinweisen, dass sie weiter entfernt vom Kindergarten parkieren und ein Stück weit mit ihren Kindern zusammen laufen. Zudem weisen wir sie darauf hin, dass sie Fahrgemeinschaften bilden sollen.» Laut Wernli soll sich die Situation spätestens im August 2024 wieder beruhigen. Ab dann soll das neue Einfamilienhausfertig Fertig errichtet sein.