«Riesiger Erfolg»

Schweizer Team um Aargauerin operiert auf ehemaligem Öltanker Patienten

· Online seit 29.11.2022, 06:33 Uhr
Zehn Tage war die gebürtige Sarmenstorferin unterwegs, um einen humanitären Einsatz zu leisten. Zum ersten Mal hat sie die Mission alleine organisiert. ArgoviaToday hat mit ihr über die aufregende Zeit gesprochen.
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Operieren auf der anderen Seite der Welt – das war die Aufgabe von Salome Widmer und ihrem Team. Die sechsköpfige Schweizer Crew reiste Ende Oktober knapp 30 Stunden nach Bangladesch, um auf einem Schiff der Friendship Organisation einen humanitären Einsatz zu leisten. Kurz nach der langen Anreise mit Flugzeug und Minibus stand bereits die Visite auf dem Programm. Bei dieser wurden die betroffenen Patienten untersucht und die Vorgehensweise besprochen.

Dies war laut Widmer aber nicht immer einfach, da es eine gewisse Sprachbarriere mit den Patienten gab. «Es gab später einen Patienten, der beinabwärts eine Narkose bekommen hatte und darum nichts mehr spürte. Als er aufwachte und noch nicht die volle Kontrolle über seine Beine hatte, brach er in Panik aus und wir mussten ihn beruhigen», sagt die Aargauer Operationsfachfrau Salome Widmer. Doch mithilfe der einheimischen Crew konnte man auch diese sprachlichen Probleme meistern.

Zusammenarbeit mit einheimischem Team klappte wunderbar

In einer Woche hat das Schweizer Team 48 Operationen durchgeführt. Im Zentrum standen Leisten-, Nabel- und Wasserbrüche. Von letzterem wird gesprochen, wenn es zu einer übermässigen Flüssigkeitsansammlung im Hodensack kommt. Obwohl die Schweizer Crew vorher noch nie zusammengearbeitet hat, habe es ab Tag eins tadellos funktioniert, so die gebürtige Sarmenstorferin. «Die Teamleistung war wahnsinnig. Wir als Schweizer Team haben super harmoniert und uns ergänzt. Ab dem ersten Tag hat die Chemie bei allen gepasst. Ob im Operationssaal oder am Abend bei Gesprächen oder Gesellschaftsspielen.» Auch die Zusammenarbeit mit der einheimischen Schiffscrew war laut Widmer grandios. «Wir haben uns mit ihnen sehr gut verstanden. Sie waren sehr hilfsbereit und haben unsere Vorschläge extrem schnell umgesetzt.»

Der ehemalige Öltanker, den Friendship zu einem schwimmenden Operationssaal umgebaut hat, war grundsätzlich gut ausgestattet. Doch gewisse Geräte haben ihren Zenit überschritten. «Unser Anästhesiologie und die Anästhesiepflege haben aber während jeder freien Minute das vorhandene Material sortiert und aufgeräumt oder sich mit einem Schweizer Sackmesser bewaffnet, um einiges zu reparieren», sagt die 28-jährige Aargauerin.

Das Schiff ist rund 40 Meter lang und 8 Meter breit. Es ist ständig besetzt, ausser in den Monsun-Monaten. Im schwimmenden Spital sind neben Untersuchungs- und Operationszimmern auch eine Apotheke und ein Röntgenraum eingerichtet. Die meisten Teams, die dort operieren, stammen aus Luxemburg, Belgien und Frankreich, sie sind abwechselnd aus den verschiedensten Fachrichtungen zusammengesetzt.

Salome Widmer kommt beim Erzählen immer wieder ins Schwärmen, da ihnen so viel Anerkennung entgegengebracht wurde. «Jeder Patient von alt bis jung hat uns angelächelt und danke gesagt. Das war für uns eine grosse Genugtuung, die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist.» Sie bezeichnet die Mission in Bangladesch als eine ihrer lehrreichsten Einsätze, da sie ihr Team selbst zusammengestellt und den Kontakt zur Organisation Friendship alleine organisiert hat. «Der Einsatz in Bangladesch war ein riesengrosser Erfolg. Ich kann nicht in Worte fassen, wie stolz ich auch mein Team und auch die Schiffscrew bin. Ich muss sagen, dass es so gut wird, hatte ich nicht erwartet.» Der Grund: wenige Wochen vor dem Einsatz musste sie das Team komplett neu zusammenstellen, da es unerwartete Absagen gab. «Im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist. Doch es war eine nervenaufreibende Vorbereitung mit vielen schlaflosen Nächten», sagt die Aargauerin mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Ein Highlight stach für die Aargauerin besonders heraus

Die 28-Jährige konnte bis zum Schluss wertvolle Erfahrungen sammeln. «Am Tag unserer Abreise durften wir die Gründerin von Frienship, Runa Khan, treffen. Es war ein riesiges Highlight. Sie ist eine Powerfrau, die mich extrem inspirierte», sagt Widmer. Sie hofft, dass sie nun in Zukunft mehr mit ihr zusammenarbeiten kann. Denn das ganze System, wie sie arbeiten und sich für die Menschen einsetzen, die sich solche Operationen nicht leisten können, berühren die 28-Jährige.

veröffentlicht: 29. November 2022 06:33
aktualisiert: 29. November 2022 06:33
Quelle: ArgoviaToday

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