Aargau/Solothurn

Stimmrechtsalter 16: Aargauer Jungpolitiker fühlen sich übergangen

Abgesagter Anlass

Stimmrechtsalter 16: Aargauer Jungpolitiker fühlen sich übergangen

· Online seit 20.03.2024, 06:33 Uhr
Im Rahmen der Aarauer Demokratietage hätten Schülerinnen und Schüler über das Stimmrechtsalter 16 debattieren sollen, doch wegen zu wenig Anmeldungen wurde der Anlass abgesagt. Bemerkenswerterweise wussten weder die Jungparteien noch die Urheber der Volksinitiative davon.
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Die Aarauer Demokratietage von vergangener Woche hinterlassen eine Kluft: Während der Publikumsanlass mit Ueli Maurer gut besucht war, musste eine Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern zum Stimmrechtsalter 16 abgesagt werden, weil es wenig Anmeldungen gab.

Am «Barcamp für Schüler:innen» hätten Schulklassen exklusiv mit Expertinnen und Experten diskutieren, Fragen stellen und sich zum Thema positionieren können, heisst es im offiziellen Programm. Der Anlass solle «den Jugendlichen eine Stimme geben».

Dass gerade dieser Anlass auf geringes Interesse stösst, überrascht, zumal das Herabsetzen des Stimmrechtsalters im Aargau ein sehr aktuelles Thema ist. Im Februar reichten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Jungparteien eine entsprechende kantonale Volksinitiative ein. Doch dass ein Anlass zu ihrem Herzensthema hätte stattfinden sollen, erfuhren die Initianten erst tags darauf aus den Medien, wie die Aargauer Zeitung berichtet.

Unwissende Aargauer Initianten und Jungparteien

Peter Weihrauch politisiert für die Jungen Grünen und ist Präsident des Initiativkomitees. Er sagt: «Ich finde es schade, dass wir nicht über den Anlass informiert wurden.» Das Zentrum für Demokratie (ZDA) habe im Vorfeld keinen Kontakt mit den Initianten oder mit den Aargauer Jungparteien aufgenommen. Als er gelesen habe, dass die Veranstaltung wegen fehlender Anmeldungen abgesagt werden musste, habe er sich geärgert: «Wir vom Komitee und den Parteien hätten helfen können, Leute zu mobilisieren.»

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Dass das Thema schlicht zu wenig interessiere, lässt Weihrauch nicht gelten: «Wir haben bei den Grünen viele junge Leute unter 18, die sich für Politik interessieren.» Man müsse die Jugendlichen aktivieren, ihnen mehr Wertschätzung geben, findet er: «Wenn sie die Möglichkeit hätten, würden sie auch abstimmen.»

Ihre Initiative werde von Jungpolitikerinnen und Jungpolitikern aller Parteien – ausser der Jungen SVP – getragen. Insofern sieht er auch keine Gefahr, dass der Anlass unter Einbezug der Initianten hätte vereinnahmt werden können: «Aber letztlich geht es um Politik. Ganz unabhängig ist ein solcher Anlass sowieso nicht», sagt Weihrauch.

Keine politische Veranstaltung

Anders sehen das die Organisatoren. Die Aarauer Demokratietage seien «keine politische Veranstaltung», heisst es auf Anfrage vom Zentrum für Demokratie. Es handle sich um ein Format, das die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zum Ziel habe.

Auf die Frage, weshalb die Initianten und Jungparteien nicht kontaktiert wurden, gibt das ZDA keine explizite Antwort. Dass Politiker auch an der «nicht politischen Veranstaltung» ihren Platz haben, zeigte sich mit dem Auftritt von alt Bundesrat Ueli Maurer an jenem Tag, an dem auch der Schüleranlass hätte stattfinden sollen.

Laut ZDA wollte man mit dem Barcamp wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln, den Austausch zwischen Schulklassen ermöglichen und grundsätzlich auf das Oberthema «Bildungsföderalismus» anhand des Beispiels Stimmrechtsalter 16 fokussieren. Wissenschaftliche Arbeit sollte so für Schülerinnen und Schüler erlebbar gemacht werden.

Weshalb sich kaum jemand anmeldete, können sich die Organisatoren offenbar nicht erklären. Man habe von den Schulen respektive Lehrpersonen «grundsätzlich positive Rückmeldungen» zum Barcamp erhalten, schreibt das ZDA. «Dabei hat sich gezeigt, dass das Thema im Unterricht bereits oft vertieft worden ist. Wir werden diese Faktoren analysieren und in die Planung der nächsten Demokratietage einbeziehen.»

(Matthias Niederberger / Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 20. März 2024 06:33
aktualisiert: 20. März 2024 06:33
Quelle: ArgoviaToday

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