«Letzten September wurde im Maggiadelta im Tessin ein Bergstandläufer entdeckt», sagt Birdwatcher Adrian Jordi. «Das ist ein kleiner Wasservogel aus Nordamerika, der in Alaska brütet.» Und so einer habe sich letztes Jahr in die Schweiz verflogen. «Das habe ich am Vorabend erfahren und dann sind wir mitten in der Nacht mit gut 50 Gleichgesinnten ins Tessin gefahren und haben im ersten Licht am Morgen gewartet – und den Bergstandläufer auch effektiv gesehen. Das war einer von ganz wenigen Nachweisen in Europa von dieser Art» – ein Traum für jeden Birdwatcher.
Je spezieller desto besser
«Es gibt sehr einfach zu entdeckende Arten wie zum Beispiel die Amsel, Blaumeise oder Spatzen», sagt Adrian Jordi. «Es gibt aber auch ganz viele Vögel, die nur im Durchzug nach Afrika, Mitteleuropa oder Skandinavien bei uns in der Schweiz sind. Diese zu sehen, ist die grosse Kunst und auch sehr schwierig.» Für gewisse Arten gebe es nur kleine Zeitfenster. «Und da weisst du, dass es nur drei oder vier Tage Zeit gibt, um diese bestimmte Art zu sehen – und das auch nur bei bestimmtem Wetter und bestimmten Orten.» Solche Arten zu entdecken und beobachten, mache den Reiz vom Birdwatching aus, so Jordi.
Rund um den Globus
«Von allen Vogelarten, die es auf der Welt gibt, habe ich einen Viertel schon gesehen», sagt der Birdwatcher. An der Zahl sind das mehr als 2500 verschiedene Arten. Um die Vögel zu beobachten, hat Adrian Jordi schon über 50 Länder bereist. «Die seltensten Arten habe ich im Ausland gesehen. Es gibt auch Vögel in meiner Liste, von denen es nur noch weniger als 50 Individuen gibt.» Alleine in der Schweiz hat er 374 Vogelarten erspäht. Damit steht er auf Rang zwei der Schweizer Birdwatcher – der Spitzenreiter hat 378 Arten erblickt. «Es ist wie eine Sucht. Wir haben eine Artenliste und da sehen wir genau, welche noch fehlen. Wenn es dann gelingt, eine solche Lücke zu schliessen, macht es schon Spass.»
Verein gegründet
Adrian Jordi ist Präsident vom Verein "ch club 300". Da gibt es ein Ranking. «Wenn ich heute Morgen einen neuen Vogel gesehen habe, kann ich den eintragen und dann wird die Liste aktualisiert. Da siehst du, was du wo und wann gesehen hast. Es gibt eine Rangliste oder auch eine Jahresliste. Ein Birdwatcher hat in diesem Jahr schon 206 verschiedene Arten gesehen. Letztes Jahr hat einer einen neuen Rekord aufgestellt, indem er in der Schweiz 305 verschiedene Arten beobachtet hat.» Das eigentliche Herzstück sei aber die «Swiss Bird Alert»-App. «Diese hat rund 500 Mitglieder. Wenn ich einen seltenen Vogel beobachte, kann ich diesen via App melden, auf einer Karte genau einzeichnen, wo er sich befindet, ein Bild hinzufügen und dann bekommen alle 500 Mitglieder eine Push-Benachrichtigung und sehen, wo sich dieser Vogel befindet.»