Seltenheit

Was ist eigentlich das Besondere am Eiswein?

06.02.2024, 14:40 Uhr
· Online seit 28.01.2024, 06:41 Uhr
Bei eisigen Temperaturen ist für einige Winzer Eile geboten – dann beginnt die Eisweinlese. Denn Eiswein ist mittlerweile ein rares Gut im Aargau. Wir haben dir die wichtigsten Fragen rund um den süssen Wein zusammengetragen.
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Seit Jahren waren die Bedingungen für den Eiswein im Aargau nicht mehr gut genug. Das Risiko für regionale Winzer ist einfach zu hoch. Die Trauben müssen teilweise bis in den Januar hinein an den Rebstöcken hängen und verlieren bis zur Lese einen Grossteil des Wassergehalts. Die letzten Tage zeigten eigentlich die besten Bedingungen an. Mehrere Nächte hintereinander hatte es im Mittelland eisige Temperaturen. Bei Buffalora am Ofenpass sank das Thermometer gar auf minus 28 Grad.

Dennoch wurde auch in diesem Jahr keine gefrorenen Trauben im Aargau geerntet – wie auch schon die letzten Jahre zuvor. Das Weingut Büchli in Effingen hat frühzeitig alle Trauben geerntet: «Es war sehr früh Herbst, daher wollten wir die Trauben nicht zu lange hängen lassen», erklärt Steffi Büchli. «Wir schauen aber jedes Jahr, ob wir welchen produzieren können.» Zuletzt war das 2020. Der Remiger Winzer Hartmann konnte zuletzt im Jahr 2008 Eiswein herstellen und auch Patrick Nauer, Geschäftsführer von Nauer Weine, lässt seine Trauben nicht mehr länger an seinen Reben in Bremgarten hängen: «Das Risiko ist einfach zu hoch». Im Aargau gibt es nur noch wenige Winzer, die Eiswein herstellen, so Yannick Wagner vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, zu ArgoviaToday.

Warum ist Eiswein so besonders?

Das aussergewöhnliche am Eiswein ist, dass die Trauben gefroren sein müssen und auch im gefrorenen Zustand gepresst werden. «So erhöht sich der Zucker im Traubenmost und führt am Ende zu einem Süsswein», sagt Wagner. Dazu kommt, dass der Wein nicht nur süss, sondern auch einen hohen Säuregehalt hat, was das Ganze recht spannend macht, erklärt Holger Klein, Geschäftsführer vom Badischen Weinbauverband, auf Nachfrage der «Badischen Zeitung». Eiswein ist dazu noch relativ vielfältig einsetzbar – vor allem zu Dessert oder Käse ist der Wein eine passende Ergänzung.

Quelle: TeleZüri / Archivbeitrag vom 18. Januar 2016

Welche Temperaturen sind für Eiswein gut?

Die perfekte Witterung für die Eisweinlese sind Temperaturen von minus sieben Grad Celsius. «Eine Nacht bei minus sieben Grad reicht in der Regel für Eiswein. Besser wäre noch kälter», so Nauer. «Bereits im Herbst muss der Winzer oder die Winzerin entscheiden, ob sie später versuchen will, Eiswein zu lesen. Im Winter liegt es dann nicht mehr in deren Hände, da entscheidet das Wetter», fügt Wagner an. Derzeit seien die Chancen in den höher gelegenen Gebieten grösser, Eiswein produzieren zu können. Am besten wird auch vor Sonnenaufgang gelesen, wenn es für einen kurzen Moment kälter ist als in der Nacht und die Sonne noch keine Sammelbottiche erwärmen konnte.

Wie hoch ist der Alkoholgehalt beim Eiswein? 

In der Regel haben Eisweine einen etwas niedrigen Alkoholgehalt als herkömmliche Qualitätsweine. Im Durchschnitt kommen sie auf sieben bis zehn Prozent, wie Klein erklärt. Allerdings unterscheidet sich das von Produzent zu Produzent. Die Hefen, welche für die Vergärung des Zuckers zuständig seien, können nur einen Teil des hohen Zuckeranteils in Alkohol umwandeln.

Wie lange kann man Eisweine einlagern? 

Eisweine müssen kühl gelagert werden. Der Weinbauverband habe Eisweine im Keller stehen, die älter als 50 Jahre seien, erklärt Klein gegenüber der Zeitung. «Es ist dann sehr spannend, wie sich die Aromen entwickeln.» Auch der Weinbau Hartmann hat noch Eiswein aus dem Jahr 2008 im Sortiment.

Aus welchen Trauben können Eisweine gemacht werden?

Beinahe jede Traube ist für Eiswein gemacht. Vor allem die Rebsorten Traminer, Muskateller, Riesling und Spätburgunder seien für die Herstellung recht beliebt, so Klein. Was zählt, ist, dass die Traube bis zur Ernte gesund sein muss. Daher sind robuste Sorten eher von Vorteil. Weil die Trauben nach der eigentlichen Lese im Herbst geerntet werden, sind diese im Normalfall mit Netzen – wie Hagelschutznetze – geschützt, so können sich keine Vögel bedienen, wie Yannick Wagner ergänzt.

veröffentlicht: 28. Januar 2024 06:41
aktualisiert: 6. Februar 2024 14:40
Quelle: ArgoviaToday

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