Traditionsanlass

«Zu wenig Schatten, zu viel Aufwand» – Waldfest in Balzenwil findet nicht mehr statt

· Online seit 27.03.2024, 18:05 Uhr
Der Waldfestplatz Balzenwil in Murgenthal ist ein bekannter Ort für Waldfeste, Jungschar-Lager und weitere festliche Anlässe. Die Buchen rund um den Platz werden im Frühling gefällt. Grund dafür ist ihr Gesundheitszustand. Für die Hornussergesellschaft Balzenwil heisst das, ihr Waldfest gehört der Vergangenheit an.
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«Die Hornussergesellschaft Balzenwil teilt mit, dass sie das Waldfest in Balzenwil nicht mehr weiterführen wird. Die Begründung, kurz zusammengefasst: Weniger Schatten und mehr Aufwand. Damit verschwindet ein Anlass mit grosser Tradition. Der Entscheid ist zu respektieren, auch wenn ihn der Gemeinderat sehr bedauert», heisst es knapp in der Gemeindemitteilung von Murgenthal. Diesen Worten und dem Entscheid ist eine monatelange Diskussion um die Baumrodung rund um den Festplatz vorausgegangen. Was ist genau passiert?

Der Murgenthaler Wald gehört mehreren Gemeinden. Der Unterhalt des Forstbetriebs löste bereits vor einiger Zeit einen Knatsch aus, weil das Projekt «Gemeinwirtschaftliche Leistungen des Waldes» (GWL) eine Kostenverteilung für den Waldunterhalt zu 60 Prozent nach Einwohnerzahl und zu 40 Prozent nach der Waldfläche vorgesehen hätte. Damit war die Gemeinde Murgenthal jedoch nicht einverstanden. Sie müsste dadurch die Kosten von rund 1000 Hektar Wald tragen. «Das finden wir nicht fair. Wenn uns doch nur 200 Hektaren gehören», sagte Gemeindeammann Max Schärer bereits im Juli 2023 zu ArgoviaToday.

Rodung im April

Murgenthal hatte den Vorschlag also nicht angenommen – mit Folgen: Anschliessend wurden die Bäume im Murgenthaler Gebiet vom Forstbetrieb Region Zofingen für die Rodung angezeichnet. Denn Besitzerin des Waldstückes ist die Ortsbürgergemeinde Zofingen. Das sei eine Druckmassnahme, befand die Gemeinde Murgenthal damals und hoffte, dass sich der Forstbetrieb die Fällung der Bäume nochmals überlegt.

Im Februar 2024 hiess es dann vonseiten der Gemeinde Murgenthal, dass die schattenspendenden Buchen auf dem Waldfestplatz Balzenwil zunehmend mit den klimatischen Einflüssen zu kämpfen haben und deutliche Schäden aufweisen. «Eine Kontrolle durch Fachpersonen hat ergeben, dass diese Bäume ein Sicherheitsrisiko für die diversen Erholungsnutzungen sowie für die nahe Kantonsstrasse darstellen. Aus diesem Grund wurde der Baumbestand angezeichnet und eine Holzschlagbewilligung durch den Kanton erteilt», hiess es damals in einer Mitteilung.

Quelle: Tele M1

Die Buchen zeigten demnach deutliche Spuren der letzten zehn Jahren mit längeren Trockenperioden und Stürmen auf. Gesamtheitlich würden sich die Bäume in einem schlechten Gesundheitszustand präsentieren, erklärt Matthias Kläy, Leiter des Forstbetriebes Region Zofingen. Daher sollen die Bäume im April 2024 gefällt werden.

Bereits im Sommer war der Waldfestplatz ein diskutiertes Thema. Die Hornussergesellschaft (HG) Balzenwil hat hier seit 2004 ihr jährliches Waldfest veranstaltet. Eine Abholzung in diesem Gebiet bedeutet gleichzeitig das Aus für den Traditionsanlass. Die Bäume wurden bereits im vergangenen Sommer für die Rodung angezeichnet. «Es ist extrem bitter für uns», so Adrian Uhlmann, Sekretär der HG Balzenwil, im Juli zu Tele M1. Das bedeutet, dass es dort kein weiteres Waldfest mehr geben wird. Jetzt, wo die Fällung unausweichlich ist, herrsche zwar Enttäuschung, der Entscheid werde jedoch akzeptiert, heisst es vonseiten des Vereins, welcher stets hinter der Gemeinde Murgenthal stand. Dieser Anlass war für den Verein stets eine wichtige Einnahmequelle und gehörte zur Identität des kleinen Dorfteils.

Mittelweg sollte geprüft werden

Bei einem Informationsanlass vor wenigen Wochen wurde das weitere Vorgehen besprochen. Ein Thema war auch das Fest der Hornussergesellschaft Balzenwil. Dabei einigten sich die zuständigen Vertreter auf eine Prüfung eines Mittelwegs. «Ob es möglich ist, waldbaulich und waldrechtlich eine Lösung zu finden, die einerseits keine Risiken für die Eigentümerin beinhaltet, andererseits die Durchführung des Waldfestes auf Zusehen hin ermöglichen würde. Diesen Vorschlag prüfen wir zurzeit», sagt Kläy zur «Aargauer Zeitung». Dazu musste geprüft werden, ob die Mehrkosten, welche die waldbaulichen Massnahmen verursachen können, durch den Veranstalter gedeckt würden. Offenbar habe man sich am Ende nicht einigen können.

veröffentlicht: 27. März 2024 18:05
aktualisiert: 27. März 2024 18:05
Quelle: ArgoviaToday

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