Später als erwartet

Boostern für alle doch erst im neuen Jahr: Kantone sind nicht vorbereitet

21.11.2021, 14:17 Uhr
· Online seit 21.11.2021, 07:13 Uhr
Das lange Warten schien ein Ende zu haben: Am Dienstag verkündete die Impfkommission, dass sie per Ende November für alle die dritte Impfung empfehlen werde. Doch jetzt wird klar, dass die meisten der unter 65-Jährigen trotzdem bis zum neuen Jahr auf den Booster warten müssen. Schuld sind die Kantone.
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Der Sprecher der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern sagt gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Für die unter 65-Jährigen werden wir die Boosterimpfung erst Anfang Januar zugänglich machen.» Zuerst wolle man möglichst vielen über 65-Jährigen eine Auffrischungsimpfung geben, weil das «am nützlichsten» sei. Aus anderen Kantonen klingt es ähnlich. Kein grösserer Kanton will garantieren, dass der Booster für alle vor Ende Dezember möglich ist.

Der Grund für die Verspätung sind die Engpässe in den Impfzentren: «So hohe Kapazitäten wie zu Spitzenzeiten im Frühjahr sind nicht mehr möglich, weil das für Impfungen qualifizierte Personal jetzt wieder anderswo eingesetzt werden muss», teilt ebenfalls die Berner Gesundheitsbehörde mit. Doch es gibt noch eine zweite Ursache: Die Behörden sind nicht mehr bereit, das dafür nötige Geld aufzuwerfen.

Infektiologe fordert Armee zum Boostern

Huldrych Günthard, Infektiologe am Unispital Zürich, findet deutliche Worte für das Zögern der Kantone bei der Boosterimpfung: «Es muss jetzt mit allen Mitteln und so schnell wie irgend möglich geboostert werden: Junge und Ältere, die sechs Monate geimpft sind, gleichzeitig. Sonst kommen wir bald in die Situation, in der Österreich jetzt schon ist.» Wien beschloss diese Woche einen weiteren Lockdown sowie eine Impfpflicht ab Februar. Wenn es anders nicht gehe, müsse man halt die Armee oder den Zivilschutz einsetzen, so Günthardt.

Fallzahlen bei Kindern am höchsten

Und während die Kantone bei der Boosterimpfung zögern, steigen die Corona-Fallzahlen weiter rasant an. Die fünfte Welle ist die Welle der Kinder und Jugendlichen, schreibt die «SonntagsZeitung». Zahlen der Zürcher Gesundheitsdirektion vom Freitag zeigen: In keiner Altersgruppe war die Inzidenz höher als in der zwischen 0 und 19 Jahren. Bisher wurden die Zahlen nur von der Gruppe der über 80-Jährigen übertroffen, als im letzten Herbst das Virus vor allem in Altersheimen grassierte.

Auch die aktuellen Daten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen: Mit über 4'700 Coronafällen war die Altersgruppe der 10 bis 19-Jähren am stärksten betroffen. Aber auch bei den Jüngsten verzeichnete man bisher nie gesehene Ansteckungsraten: Fast 2'900 Fälle waren es zuletzt bei den Kindern unter neun Jahren.

Für Christoph Berger vom Kinderspital Zürich ist dies jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung: «In den letzten Wochen wurden nur vereinzelt Kinder mit Covid-19 hospitalisiert.» Zwar beobachte man auch die hohen Fallzahlen – «aktuell sind diese jedoch nicht von Hospitalisationen begleitet», sagt Berger gegenüber der «SonntagsZeitung». Zuletzt verzeichnete das BAG acht Hospitalisationen in der Altersgruppe der 0 bis 9-Jährigen.

veröffentlicht: 21. November 2021 07:13
aktualisiert: 21. November 2021 14:17
Quelle: PilatusToday / sda

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