Tierleid

Fake-Pelz ist jetzt fast gleich verpönt wie Echtpelz

· Online seit 30.11.2023, 11:16 Uhr
Echter Pelz ist tabu. Fans flauschiger Mode setzen deshalb auf Wintermode mit Kunstfell. Inzwischen bringt aber auch dieses Material Trägerinnen in Gewissenskonflikte.
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Ob Kapuzenkragen oder Pompon: Mittlerweile bestehen viele Modeaccessoires aus Kunstpelz. Mit Echtpelz am Leibe aufzukreuzen, ist längst tabu. Da bei den Pelzimitaten keine Tiere leiden mussten, tragen Fans der flauschigen Accessoires diese mit gutem Gewissen.

Auch die Tierschützerin und ehemalige grüne Nationalrätin Meret Schneider sieht in Kunstpelz kein Problem. «Ich habe Finken aus künstlichem Fell und Stiefel, die mit Kunstfellbesatz gefüttert sind. Ich mag diese sehr, weil sie sich kuschelig und gemütlich anfühlen», sagt sie zur Today-Redaktion. Das künstliche Erzeugnis sei flauschig, ohne Tierleid verursacht zu haben.

Dennoch gibt Schneider dem Fake-Pelz keine grosse Zukunft mehr. Sie rechnet damit, dass ein Importverbot für die Einfuhr von Pelzen aus tierquälerischer Produktion der Stigmatisierung von Pelz zusätzlichen Schub geben würde. «In Anbetracht dessen, dass Echtpelz so negativ abgestempelt ist, wird wohl auch das Bedürfnis nach einem Äquivalent zurückgehen.»

Geringe Nachfrage

In Kleiderläden ist die Anti-Kunstpelz-Stimmung bereits spürbar, etwa bei C&A. «Die Nachfrage in Bezug auf Kunstfellbesatz an der Kapuze von Mänteln und Parkas ist momentan gering», sagt Mediensprecherin Bianca Maley auf Anfrage. Ihre Outerwear-Kollektion bestehe hauptsächlich aus wattierten Mänteln mit textilem Innenfutter. «Grösstenteils sind sie alle aus recyceltem Polyester.»

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Stilberaterin Eliane Schumacher bestätigt den Trend. «Ich kann klar unterstreichen, dass Kunstpelz verpönt ist», sagt sie. Dies falle ihr diesen Winter nicht nur in den Boutiquen auf, die immer weniger Produkte mit Kunstpelz im Angebot hätten. Gespürt habe sie dies bereits vor einem Jahr, als sie noch einen Secondhand-Shop geführt habe. «Wir hatten tolle Kunstpelzprodukte. Diese liessen sich aber praktisch nicht verkaufen.»

«Sie wollen kein falsches Zeichen setzen»

In ihren Beratungen macht Schumacher die Erfahrung, dass Kundinnen etwa aus Angst von Kunstpelz absehen. Oft verwenden Hersteller Echtfell ohne klare Deklaration, weil dieses genauso billig zu bekommen ist wie Kunstfell. «Die Kundinnen wollen nicht riskieren, vielleicht doch noch einen echten Pelz in die Hände bekommen zu haben», sagt die Stilberaterin. Andere Kundinnen verzichteten auf das künstliche Fell, um kein falsches Signal zu setzen. «Sie wollen gegen aussen nicht die Botschaft ‹Ich trage Pelz› vermitteln».

veröffentlicht: 30. November 2023 11:16
aktualisiert: 30. November 2023 11:16
Quelle: Today-Zentralredaktion

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